Nein, die Tulpen kommen nicht aus Holland! Die Tulpen kommen aus Persien, unweit des Kaspischen Meeres. Das zeigt eine der wahrscheinlich schönsten Weltkarten, die es überhaupt gibt und die man zur Zeit in der Ausstellung „Flowers Forever. Blumen in Kunst und Kultur“ in der Kunsthalle München sehen kann. Es ist eine Lithographie von Ned Seidler (1922-2007) von 1968, die gleich am Eingang in die Ausstellung hängt und für diese Kunstschau mit Zustimmung von National Geographic vergrößert und auf Stoff gedruckt wurde. Die Weltkarte zeigt die Herkunft von Blumen weltweit, unter anderem auch jene der heute sehr verbreiteten Tulpe.

Ein paar Schritt weiter sieht man auf einem Bild des 19. Jahrhunderts schon das in Europa vertraute Tulpenfeld in den Niederlanden, in einer Version mit weißen und gelben Blumen vor einer grünen Hecke. Eine an die Bauern von François Millet (1814-1875) erinnernde Frauengestalt inmitten des Feldes blickt auf die jungen, prachtvollen Pflanzen, die bis zu den Knöcheln reichen. (George Hitchcock (1850-1913), In den Haarlemer Tulpen, ca. 1895, Öl auf Leinwand, Albertinum / Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden.)
Eine benachbarte Nahaufnahme lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die verborgene Sprache von Pflanzen. Anders als ursprünglich angenommen, sind Blumen nicht stumm. Es gibt eine Fülle von Reizen, durch die sie mit ihrer Umwelt kommunizieren. Eine kleine, blaue, fast unscheinbare Blume – das Lungenkraut – besitzt die Fähigkeit ihre Farbe von Rosa auf Blau zu ändern, sobald sie keinen Nektar mehr enthält. Damit sparen Insekten auf der Suche nach Nahrung wertvolle Zeit.

Der folgende kleine Raum der Ausstellung widmet sich der Allegorie. In der langen Geschichte der Kunst wurden Blumen oft mit schönen Frauen in Verbindung gebracht. Ganze Generationen von Künstlern widmeten sich dieser Gattung des Porträts, in der Schönheiten berühmter Königshöfe in die Rolle mythologischer Gestalten schlüpften. Heute noch strahlt die junge Marquise de Baglion (Angélique Louise-Sophie d’Allouville de Louville (1710-1756)) von einem Bild des berühmten Malers des Rokoko Jean-Marc Nattier (1685-1766) als zarte Flora in sanftem Abendlicht.

Die religiöse Kunst und die Botanik sind zwei Bereiche, denen die Ausstellung einige Exponate widmet, weil sie im Laufe der Zeit phantasievolle Kunstobjekte generiert haben. Der symbolische Gehalt von Blumendarstellungen einerseits und die genaue Kenntnis der Erscheinungsform in der Natur andererseits haben bekannte Werke in der Geschichte der Kunst entstehen lassen.
In der christlichen Religion tauchen Blumen vor allem in Verbindung mit dem Marienkult auf. Doch auch im Orient sind Gottheiten oft mit Blumen geschmückt und der im Westen verbreitete Orientteppich verweist mit seinen geblümten Mustern nicht selten auf das Millefleurs-Gebetsteppich und damit auf das Paradies.

Die Kuratoren der Ausstellung haben in dem der Botanik gewidmeten Teil Maria Sibylla Merian (1647-1717) nicht vergessen, der berühmten Zeichnerin des 17. Jahrhunderts von Flora und Fauna der nierderländischen Kolonie Surinam. Eine aufgeschlagene Seite aus dem zweibändigen Buch von 1679/1683 über Verwandlung und Nahrung von Schmetterlingen zeigt eine dicke Raupe am Fuße einer zarten Blume in Hellrosa. Unweit davon sind die botanischen Studien von Girolamo Pini (17. Jahrhundert) ausgestellt, die die Vielfalt an Pflanzen in den florentinischen Gärten der Medici-Familie dokumentieren.

2 Antworten auf „Flowers Forever in der Kunsthalle München (1. Teil)“
Liebe Frau Herbert,
ich möchte mich bedanken dass Sie mein Hemd so schön als erstes Bild in der Ausstellung FLOWERS FOREVER in der Kunsthalle München (Teil Nr. 1) dargestellt haben. Es ist mir eine so schöne Freude immer mal wieder in die Ausstellung zu gehen zu MEINEM Hemd. Es werden jedesmal wehmütige Erinnerungen wach…an meinen Mann der vor 2 1/2 Jahren gestorben ist. Er stammte aus San Francisco war Fotograf und hat das Hemd ab u zu auch getragen…und hat tolle Strassenfotos aus S.F. in den 50er Jahren hinterlassen in der wilden Hippi Zeit dort…
Da ich diesen Beitrag erst gefunden habe…war es mir ein Bedürfnis Ihnen zu schreiben….mit vielen Grüssen Nana Kováts-Tatum
P.S. Sie hatten auch einen Beitrag über das Schaetzlerpalais in Augsburg verfasst…eine Bronze Skulptur meines Vaters Bildhauer Georg von Kováts wird diesen Sommer im Schaetzlerpalais aufgestellt.
Darf ich Sie benachrichtigen wenn es soweit ist ?
Liebe Frau Kováts-Tatum,
Gerne können Sie mich verständigen, wenn die Bronzeskulptur Ihres Vaters im Schaetzlerpalais aufgestellt wird. Es freut mich auch, dass Ihnen mein Beitrag – sei es auch nur wegen des Titelbildes – gefallen hat. Die Strassenfotos Ihres Mannes sind bestimmt sehenswert. Gab es schon Ausstellungen damit? Ich kann gerne über die Sammlung was schreiben. Vielen Dank für Ihre Nachricht und viel Freude noch mit der Ausstellung in der Kunsthalle in München.