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Zu Besuch in Köln / unterwegs (Serie)

Es ist ein seltsames Gefühl, Orte zu besuchen, in denen man einst gelebt hat. Irgendwie kennt man die besser als ein Tourist, irgendwie will man nach Hause, aber man bleibt im Status des Gastes gefangen. Mit Sehenswürdigkeiten kann man nicht viel anfangen, weil man sie in- und auswendig kennt, an Stellen, wo sich das Leben ehemals abgespielt hat, kann man nicht verweilen, man besucht sie lediglich von außen. Irgendwie ist man Tourist in der eigenen Vergangenheit, ein Besucher des eigenen Lebens.

Ich bin relativ oft in Köln, in der Stadt, in der in den 1990er Jahre gelebt habe. Jedes Mal gehe ich den Dom und mache immer die gleichen Bilder vom Hauptschiff, vom Querhaus, vom Chorraum. Ich kann mich an dem Licht nicht satt sehen, den großen geschlossenen Raum nicht genug erleben. Ich bleibe im Langhaus, am Altar Stephan Lochners (1400/10 – 1451), an dem Schrein mit den Gebeinen der Heiligen Drei Könige, auf dem Mosaik des Chors und wieder zurück im Querhaus stehen.

Die Dreikönigenpforte in der Nähe der Kirche Sankta Maria im Kapitol kommt mir in den Sinn, in deren Nähe der Erzbischof und Reichskanzler Kaiser Friedrich Barbarossas (um 1122 – 1190), Rainald von Dassel (1114/1120 – 1167) im Sommer 1164 die Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln gebracht haben soll. In römischer Zeit standen da Tempel und weiter westlich, um den heutigen Neumarkt, – Thermen. Diese Bauten, die in Köln leider nicht mehr vorhanden sind, gehören zu den m.E. schönsten der römischen Alltagsgeschichte und können vielerorts an archäologischen Stätten europaweit betrachtet werden. Natürlich dachte ich im verregneten Köln der 1990er Jahre immer wieder an das caldarium, während ich in Cafés um den Neumarkt heiße Schokolade trank.

Doch von der Domplatte aus betrachte ich jedes Mal von oben herab das kurze Stück gepflasterter römischer Straße, die unweit des Römisch-Germanischen Museums erhalten geblieben ist. Früher hüpfte ich unten von einem Stein auf den anderen, über die breiten Furchen, die sie umgaben, und dachte an die zahllosen gebrochenen Achsen der Wägen in den Antike und der ebenso vielen verletzten Knöchel von Sandalenträger*innen. Aber vielleicht war damals Sand und Schotter zwischen den großen Steinen etwas höher oder wurde regelmässig erneuert, so dass es nur leichte Unebenheiten gab.

Der Heinrich-Böll-Platz hinter dem Dom, hinunter zum Rhein, hat mich in Köln von Anfang an fasziniert. Für eine Zwischenprüfung an der Universität lernte ich Kölner Denkmale in- und auswändig, darunter auch Verschiedenes über diese Treppenarchitektur gestaltet von dem israelischen Künstler Dani Karavan (1930-2021). Heute ist die Anlage unter anderen mit Lavendel begrünt und lässt mich immer wieder an den Süden Frankreichs denken. In Portbou, an der Grenze zu Spanien, gibt es seit Mitte der 1990er Jahre eine Gedenkstätte „Passagen“ ebenfalls von Karavan in Erinnerung an Walter Benjamin (1892-1940) errichtet, die ich Anfang der 2000er besuchte. In Köln führen weite Terrassen zum Rhein, in Portbou ist es ein schmaler Korridor aus Stahl, der Besucher zum Wasser leitet. Gemeinsam ist den Orten, wie mir scheint, die Melancholie: in Köln grenzt die Anlage an den Bahnübergang der Hohenzollernbrücke, in Porbou ist das Denkmal an der dortigen Friedhofsmauer gebaut. In beiden Fällen spielen Wind, Wasser und Licht eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung der Ensembles.

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Aktuell: DigAMus-Award 2021 – digitale Angebote von Museen zwischen Natur und Kultur

Knapp zehn Tage ist es her, dass die Gewinner des diesjährigen DigAMus-Award bekannt gegeben wurden. Die zwei Jahre junge Auszeichnung ist für die digitalen Angebote von Museen im Internet wichtig und sie beherrscht mit ihrem Ablauf – Einreichung nach Kategorien, Einbeziehung des Publikums für einen gesonderten Preis, Auswahl der Short-List, Verleihung der Awards – einige Monate lang das Leben der (vorerst nur deutschsprachigen) Museen. Newsletter von Kulturagenturen, Wortmeldungen in den sozialen Medien, Blogbeiträge von Kunst- und Kulturakteuren begleiten konstant dieses Ereignis von seinen Anfängen (im Spätsommer) bis zum Höhepunkt und Ausklang (im Herbst). Das Echo des DigAMus-Award klingt auch danach nicht ab – obwohl es ein wenig abnimmt -, weil die digitalen Beiträge der Museen immer und von überall aus das ganze Jahr über auf der Seite des – im Bereich digitale Kulturvermittlung – jetzt schon rennomierten Preises einsehbar sind.

 

Der Preis wurde in fünf Kategorien – Apps & Games, Hybrides Angebot, Webseite oder Online-Ausstellung, Social-Media-Aktionen, Podcasts – verliehen, hinzu kamen noch drei Sonderpreise – Sonderpreis Kleines Budget, Sonderpreis Inklusion & Interaktion und Publikumspreis. Fast alle preisgekrönten Einreichungen thematisieren – im Gleichtakt mit der alles beherrschenden Debatte in Politik und Gesellschaft -, direkt oder indirekt Mensch und Natur in ihrer Vergänglichkeit und der damit zusammenhängenden Verwandlung. Dabei widmen sich manche Beiträge – wie die Social-Media-Aktion des Museums Burg Posterstein in Thüringen #Garteneinsichten oder die App des Neanderthal-Museums in Mettmann „Neanderthal: Memories“ – ganz dem Thema Leben in der Natur, während andere – wie das Neu-Ulmer „Edwin-Scharff-Museum“ mit der Ausstellung „Architektierisch“ und/oder das Staatliche Museum für Archäologie in Chemnitz (smac) mit dem inklusiven Angebot „Die Stadt. Zwischen Skyline und Latrine“ – das Zusammenwirken von Natur und Kultur in den Vordergrund stellen. Selbst der äthiopische Mantel, der von dem Museum Villa Freischütz in Meran in einem Podcast gewürdigt wurde, spricht durch Farbgebung und Dekor, implizit über die Natur entfernter Regionen und vergangener Zeiten. Sicher steht aber bei diesem Exponat – wie auch bei dem Beitrag des Züricher „Johann-Jacobs-Museums“, der in der Sparte Apps & Games ausgezeichnet wurde, „uiivit. Dinge von gestern. Heute verstehen.“ – das zweite aktuelle Thema der heutigen Kulturszene Europas, der Kolonialismus, im Vordergrund.

 

Wie eine Zusammenfassung dieser Mensch-Natur-Problematik wirkt bei dieser Auswahl die, in der dritten Kategorie mit Preis versehene Online-Ausstellung „Ich hasse die Natur“ der Klassik Stiftung Weimar. Als Ergänzung zu der gleichnamigen, analogen Ausstellung im Schiller-Museum gedacht, bleibt sie nun im digitalen Raum ein Echo des Jahresthemas 2021 „Neue Natur“, wobei der in Anlehnung an Thomas Bernhard entstandene Titel „‚Ich hasse die Natur!‘ Mensch – Natur – Zukunft“ die Ziele der Ausstellungsmacher*innen benennt. Keine Harmonie wird also vorgetäuscht, sondern ganz aktuell und provozierend der Tod in den Mittelpunkt gestellt. Es wird das Verhältnis zwischen Mensch und Natur als Kräftemessen in drei, mit Musik von Ekkehard Ehlers untermalten Kapiteln gezeigt.

 

Das erste Kapitel „Killing us softly (Weiterleben)“ zeigt die menschliche Vergänglichkeit anhand von Krankheit, Seuchen und Tod. Die Natur scheint mit ihrer Kraft über die Menschen zu bestimmen,  die ihr ein religös geprägtes Weltbild und den damit verbundenen Glauben von einem Leben nach dem Tod entgegenstellt. Totenmasken, realistische Krankheitsbilder und Requisiten des Alters beleben dabei visuell die schriftlichen Ausführungen. Im zweiten Kapitel „Destroy (Zerstörung)“ scheinen Natur und Kultur in einem zerstörerischen Kampf zu liegen, aus dem es kein Entkommen gibt. Bilder der Vergangenheit, aber auch Arbeiten moderner Kunst illustrieren einerseits die Zerstörung der Natur durch Menschen und, andererseits die Wiederkehr der Natur im ehemaligen, menschlichen Lebensraum. Ergreifend sind hierbei die Fotos Flo Döhmers über den Verfall und über das Vergessen von beispielsweise Prypjat (bei Tschernobyl), aber auch die Arbeit „Library“ der amerikanischen Künstlerin Lori Nix, in der Bäume und Bücher ad litteram gegenüber gestellt werden und eine nostalgische Einheit in einem vorgestellten, hybriden Raum der Zukunft bilden.

 

Im dritten Kapitel der digitalen Ausstellung „A Reflexion (Panta rhei)“ werden schließlich drei Modelle der Zukunft angerissen. Im einen Modell wird ein Fortleben des jetzigen Anthropozäns, des konfliktbeladenen Zusammenspiels von Mensch und Natur imaginiert. Ein nächstes postuliert ein Zeitalter – Dendrozän -, in dem der Mensch verschwindet und die Natur die Oberhand gewinnt. Das letzte Szenario gilt dem Novozän, in dem weder Mensch noch Natur sondern eine künstliche Intelligenz die Welt erobert und beherrscht. Besucher des virtuellen Raums können am Ende einem Podcast mit dem Titel „Back to the Future“ folgen, in dessen Verlauf zwei Medienwissenschaftler von der Universität Bonn – PD Dr. Christoph Ernst und Prof.Dr. Jens Schröter – auf einige Fragen des Publikums antworten, über die verschiedenen, hier aufgezählten Zukunftsszenarien sprechen und zu weiterführenden Diskussionen anregen.

 

 

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Romanik in Köln

Ausgehend von einer App über romanischen Kirchen in Köln habe ich in den letzten zwei Jahren Kölns zwölf romanische Kirchen besucht und fotografiert. Daraus sind dann Collagen entstanden, die ich analog aus den Fotos erstellt habe. Diese Collagen habe ich teilweise auf meinem fb-Konto veröffentlicht und seit Kurzem auch Briefmarken daraus drucken lassen.

Die App mit den zwölf romanischen Kirchen in Köln ist eine Produktion der Agentur für digitale Kulturkommunikation „Pausanio“ in Köln, die von dem Kunsthistoriker Prof.Dr. Holger Simon geführt wird: https://pausanio.com/projekt/12-romanische-kirchen/ Der Name ist die lateinische Form des griechischen Namens Pausanias „der Perieget“ (um 115 – um 180), ein Autor der die „Beschreibung Griechendlands“ in zehn Büchern verfasste. Er ist einer der ältesten Schriftsteller in der Geschichte der europäischen Reiseliteratur und einer, dessen Werk überliefert wurde.

Der Audioguide ist umfangreicher und genauer als die Collagen. Neben der Erörterung der architektonischen Merkmale der Romanik, gibt es Angaben zur Baugeschichte der jeweiligen Denkmäler. Der Auftrag an die Agentur ging von dem Förderverein Romanische Kirchen Köln e.V. aus.

In den Collagen habe ich mich darauf beschränkt, die Architektur und die Umgebung dieser zwölf Kirchen zu eigenen Kompositionen zusammenzustellen, in denen die betreffende Kirche zu erkennen ist. Erinnerung ist nicht linear und oft nur bruchstückhaft. Die Collage folgt in der Technik diesem Prinzip der Erinnerung und fügt zusammen Teile der Wirklichkeit, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.

Die Agentur Pausanio hat als Souvenir Postkarten mit der App entworfen, die man als Gruß aus Köln verschicken kann. Es sind bleibende Eindrücke, die man von den zwölf Orten in Köln mitnimmt, wenn man sie in Begleitung der App besucht. Mit passenden Briefmarken nach den geschossenen Fotos, erinnert man längere Zeit danach an diese wie immer einmalige Reise.