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refer – Eine WordPress-Applikation auch für die digitale Kunstvermittlung

Auf der Online-Konferenz des Verbandes Deutscher Kunsthistoriker (VDK) „Digitale Erfahrungen und Strategien in der Kunstgeschichte“, die am 26. und 27. März 2021 (#vKH2021) stattfand, hielt Prof.Dr. Harald Sack vom FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur einen Vortrag über „Data – Information – Knowledge Graph“. Wie es im Untertitel des Handouts heißt, ging es bei diesem Einblick in die Welt digitaler Daten, ihrer Sammlung und ihrer Speicherung darum, zu erläutern, „warum Daten alleine nicht reichen“, oder anders gesagt: warum auch Kunsthistoriker*innen bei ihrer Schreibtätigkeit im Internet Daten verlinken sollten? Wie in der DIKW-Pyramide von Russel Lincoln Ackoff (1919-2009) aus dem Jahr 1989 beschrieb der Wissenschaftler in einzelnen Schritten den Weg – von der Aufnahme von Daten (Basis der Pyramide) über ihre Verwandlung in Informationen (zweite Ebene der Pyramide) und Verknüpfung mit Inhalten (dritte Ebene des Wissens) bis zur Spitze der Weisheit – zum Semantic Web, eines der ehrgeizigsten Ziele der Architekten des Internets.

Das Wissen, das traditionell als „Teilmenge aller wahren Meinungen“ definiert wird, muss in einer Sprache verfasst sein, die alle, einschließlich Maschinen, verstehen. Dazu bedarf es gemeinsamer Symbole und Konzepte (Syntax), der Übereinkunft über deren Bedeutung (Semantik), der Klassifikation von Konzepten (Taxonomien), den Assoziationen und Relationen zwischen Konzepten (Thesauri), schließlich der Regeln darüber, welche Relationen erlaubt sind und Sinn machen (Ontologien). Ontologien – explizite, formale Spezifikationen einer gemeinsamen Konzeptualisierung – werden je nach Charakteristika in vier Kategorien geteilt: Top Level Ontology, Domain Ontology, Application Ontology und Task Ontology.

Das digital erfasste Wissen erscheint heute bei einer beliebigen Internet-Recherche über die Google-Suchmaschine in einem sogenannten Knowledge Graph. Dieser wird aufgrund der RDF-Serialisierung von Daten, – die aus einem einfachen Satzbau von Subjekt, Prädikat und Objekt besteht -, erstellt. Die Teile der RDF-Serialisierung werden vorab als URIs (oder Literal im Fall des Objekts) eingegeben und miteinander verknüpft. Der große Vorteil des Knowledge Graph besteht darin, dass es die explorative Suche im Internet erlaubt.

Anschließend stellte der Redner das Projekt refer – Ontology and Knowledge Graph Applications kurz vor. Die WordPress kompatible Applikation kann viele Daten aus einem WP-Blog mit einer Datenbank – wie beispielsweise DBpedia – verbinden und komplexe Zusammenhänge darstellen. In der Tat lassen sich damit eine Fülle von Informationen abrufen und ist – wie hier von Interesse – im Bereich der digitalen Kunstvermittlung ein einzigartiges Instrument. Wie das funktioniert, kann am besten anhand des SciHi Blog – daily blog on science, tech & art in history getestet werden.

 

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Influencer*innen Trendsetter*in

Trendsetter*innen und Influencer*innen gelingt Kunstvermittlung digital

Sucht man heutzutage im Internet nach Maßstäben in beliebigen Bereichen des Alltags, findet man recht schnell die Begriffe „Influencer“ und „Trendsetter“. Während Trendsetter als jemand beschrieben wird, der „etwas Bestimmtes allgemein in Mode bringt“ beziehungsweise „einen Trend auslöst“, ist der Begriff „Influencer“ strenger an die Vermarktungsqualität gebunden. „Influencer“ werden – laut Wikipedia – „seit den 2000er Jahren Personen bezeichnet, die aufgrund ihrer starken Präsenz und ihres hohen Ansehens in sozialen Netzwerken als Träger für Werbung und Vermarktung in Frage kommen.“

Sieht man von dem Gewinn für die Wirtschaft (vorläufig) ab, sind Museen und Kulturinstitutionen auf dem besten Weg dahin, dank kunsthistorischer Influencer*innen zu Trendsetter der digitalen Welt zu werden. Sicher sind die Vorläufer dieser Eigenschaft in der analogen Welt zu finden. Durch ständige oder regelmäßige Ausstellungen gelingt es Museen – wie kaum anderer Institutionen – seit je her, Themen für kulturelle oder gesellschaftliche Diskussionen zu stellen und sogar langfristige Trends zu setzen und Wandlungsprozesse in Kunst, Kultur und Gesellschaft zu bewirken und/oder zu begleiten.

Hier ist Vieles zu nennen, doch nicht der richtige Ort für tiefere Analysen von Kunstepochen oder Entwicklungen einzelner Künstler. Es ist bekannt, dass die europäische Renaissance mit der Entdeckung und Begegnung der Künstler mit antiken Denkmäler einherging. Auch der Salon des Refusés 1863 in Paris ist ein bekanntes Ereignis der Kunstgeschichte. Schließlich jedoch nicht zuletzt sind die Aktionen von Künstlern der Dada-Bewegung tief in das Bewusstsein der europäischen Kunstwelt und zugleich der bürgerlichen Gesellschaft eingeschrieben.

Seien es nun die Bibliotheken des Mittelalters, die Kunstsammlungen italienischer Mäzene, die Kuriositätenkammern barocker Fürsten oder schlicht die Bildergalerien der Neuzeit, immer waren die Kunstwerke von Museen oder von ihren Vorläufern in der Lage, Betrachter zu beeinflußen, Wandlungsprozesse in Gang zu setzen und natürlich Trends zu bestimmen. In der digitalen Welt schienen die meisten Museen bislang, diese wichtige Rolle zu vernachlässigen oder in den Hintergrund zu drängen. Nur wenige wurden hierzulande – wie das Städel Museum in Frankfurt am Main – ihrer Berufung gerecht und gestalteten mit den Besuchern den digitalen Raum.

Nun scheint aber die Monacensia im Hildebrandhaus in München Bogenhausen diese Hürde so genommen zu haben, dass sie für weitere Kulturinstitutionen als Beispiel gelten kann. Mit einem kooperativen Forschungsprojekt zum Kulturerbe gelang es Anke Buettner (seit 2019 Leiterin des Hauses) Ende des vergangenen Jahres eine Kernaufgabe von Museen und Archive – zu erinnern – in den Mittelpunkt der Arbeit und der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit zu rücken. „Mit einem auf fünf Jahre angelegten kooperativen Forschungs- und Vermittlungsprojekt nimmt die Monacensia im Hildebrandhaus Lücken im literarischen Gedächtnis der Stadt in den Blick“, heißt es auf der Internetseite der Münchner Stadtbibliothek.

„Gleichzeitig erprobt sie neue Formen der Erinnerungskultur und der Kulturvermittlung“, steht es weiter im Text. Diesem Vorhaben wurde die Institution schon mit einem ungewöhnlichen Projektauftakt gerecht. Mit einer Blogparade „Frauen und Erinnerungskultur / #femaleheritage“, die am 11. November 2020 unter der Federführung von Dr. Tanja Praske startete, ging „ein Aufruf zur Vernetzung und zum Dialog über Texte und Lebensentwürfe von Frauen, über das Thema Gender und Parität im kulturellen Gedächtnis.“

Den Akteuren in Kunst- und Kulturbereich ist Tanja Praske wegen dem Blog „Kultur Museum Talk. Kunst, Kultur & Social Media“ und ihrer starken Präsenz in den sozialen Medien, in denen sie für die Sache der Kunst und Kultur plädiert, schon seit mehreren Jahren ein bekanntes Gesicht. Ihren Aufrufen zu Blog-Paraden sind seit 2013 von Jahr zu Jahr immer mehr Kultur-Bloggende gefolgt und haben ein breites Publikum im Netz erreicht. Es ist somit nicht verkehrt, sie als Influencerin zu bezeichnen, die ein ursprünglich zaghaftes und gebrechliches Kunstvermittlungskonzept über die sozialen Medien zum Erfolg für die Kunst- und Kulturdebatte im Land gebracht hat.

Im Falle des Aufrufs #femaleheritage der Monacensia sind in einer relativ kurzen Zeitspanne (vom 11. November bis 09. Dezember 2020) über 150 Blogbeiträge veröffentlicht worden, in denen an eine oder an mehreren Frauen vorwiegend aus der Geschichte der Kunst und Kultur erinnert wird, die eine wichtige, bisher totgeschwiegene Rolle gespielt haben. Doch, wie Anke Buettner unter #femaleheritage schreibt: „Es ist nicht die schiere Zahl der Beiträge zur Blogparade ‚Frauen und Erinnerungskultur‘, die uns so beeindruckt. Es ist der Fakt, dass uns ein partizipatives Projekt mit großteils unbekannten Menschen hautpsächlich im deutschsprachigen Raum gelungen ist.“

Hier geht es zur Blogparade #femaleheritage: https://blog.muenchner-stadtbibliothek.de/frauen-und-erinnerungskultur-blogparade-femaleheritage/

Hier geht es zum Blog und zum Social-Media-Profil von Dr. Tanja Praske: https://www.tanjapraske.de

Hier geht es zum Echo von Sabine Buchwald in der SZ vom 27. Januar 2021: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/monacensia-spuren-von-kuenstlerinnen-und-kaempferinnen-1.5187217

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Autor*innen

Kulturtussi: Der Blog der Kunsthistorikerin Anke von Heyl über Kunst

Wer im Internet nach Texten zur Kunst sucht, wird früher oder später auf den Blog „Kulturtussi“ der Kunsthistorikerin Anke von Heyl aufmerksam werden. Es lohnt sich, den Blog aufzuschlagen und eine Weile damit zu verbringen, denn auf der übersichtlichen Eingangsseite sind lediglich die aktuellsten Beiträge zu lesen. Hinter der seitlich platzierten Schlagwortwolke verbirgt sich aber eine kunstvermittelnde Arbeit im digitalen Raum von über fünfzehn Jahren.

Die gut recherchierten Texte, die zu verschiedenen Kulturereignissen geschrieben sind, enthalten kurze Geschichten und Überraschungen in Form von kleinen Videos, Podcasts oder einfach nur weiterführende Links zu mehr Informationen. Viele bringen – nach einem bewährten Rezept kunsthistorischer Literatur – Text und Bild zusammen und entfalten wahre Reisen in die geheimnisvollen Welten der Kunst. Es ist ein Genuß, die kürzeren oder längeren Wortbeiträge lesend zu erfahren und jedes Mal kann man dabei einiges lernen.

Selbst wenn die Ereignisse längst Vergangenheit sind, haben die Beiträge den bleibenden Charakter von Chroniken und es ist davon auszugehen, dass sie die Erfahrung von Kunst und Kultur in den letzten Jahren beeinflusst haben. Es sind – die regen Kommentare belegen das – dank dieser digitalen Kunstvermittlung sicherlich mehr Menschen für Kunst sensibilisiert worden, als man das durch die analoge Form erreicht hätte. Ein richtiges Verhältnis zwischen qualitätvollen Texten und spannenden Geschichten bewahrt die Besucher der Internetseite vor Langeweile und/oder inhaltliche Leere.

Das digitale Angebot der kunsthistorischen Autorin Anke von Heyl ist auf sachkundige Einblicke in die Welt der Kunst zentriert. Ihre Sicht der Dinge erweitert die Erfahrung der Leser*innen und gibt Instrumente zur Hand, die man bei anderen analogen oder digitalen Treffen mit Kunst und Kultur anwenden kann.

Hier geht es zum Blog: https://www.kulturtussi.de