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Blumen zwischen Weltfrauentag und Palmsonntag

Wenn am kommenden Dienstag die Alte Pinakothek in München wieder öffnet, wird sich mit Sicherheit der/die eine oder andere nicht nehmen lassen, die Räume des berühmten Museums wieder zu betreten. Für kurze Zeit wird man die Online-Sammlung dort lassen, wo sie ist, nämlich im Internet, und sich zu dem Treffen mit Originalen begeben. Wie alte Bekannte wird man einige Kunstwerke wieder begrüßen können und vielleicht auch neue Freundschaften schließen.

Überraschend lebendig und aktuell werden manche Themen von Bildern erscheinen, auf jeden Fall jenes Blumenstillleben von 1715 der holländischen Malerin Rachel Ruysch (1664-1750) im Kabinett 7 im Obergeschoss der Alten Pinakothek. Das Bild wird man zusammen mit den vier Jahreszeiten des Malers Jan Brueghel d.Ä. (1568-1625) und mit zwei Blumen- und Früchtestillleben von Jan van Huysum (1682-1749) besichtigen können, die um 1710/20 entstanden sind. Von hier aus kann ein Stillleben-Rundgang durch die Alte Pinakothek gestartet werden, der manche schöne Überraschung verbirgt.

Zu den Sehenswürdigkeiten dieser Gattung gehört zweifelsfrei das Bild von Willem Kalf (1619-1693) Das Stilleben mit Porzellankanne von 1653 das im Kabinett 19 von einigen zeitgleichen Genregemälden umgeben ist. Es gehören zu diesem ersten Rundgang mit Sicherheit auch die beiden Bilder von Jan Davidsz. de Heem (1606-1684) im Kabinett 23 im OG des Museums. Das eine Stilleben mit Früchten und Silberschale ist vermutlich um 1652 gemalt worden, das zweite – Blumenstillleben mit Totenkopf und Kruzifix – um das Jahr 1645.

Das Bild von Abraham van Beyeren (1620-1691) – Großes Stillleben mit Hummer – von 1653 kann ebenso in Saal IX im OG der Pinakothek besucht werden. Neben berühmten Werken des Rembrandt Harmensz. van Rijn (1606-1669) hängt da noch ein holländisches Stillleben von um 1670/80 von Juriaen van Streek (1632-1687), dessen Titel – Stillleben mit Mohr und Porzellangefässen – von der Geschichte der Niederlanden als Kolonialmacht erzählt. Schließlich wird man vor dem Bild von Balthasar van der Ast (1593-1657), Stilleben mit Früchten und Seeschneckenhäusern von um 1653 im Kabinett 20 verweilen können.

Bekanntlich sprechen die Gemälden der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts von der Vergänglichkeit von Pracht und Prunk und mahnen zur Enthaltsamkeit. Gewiss wird man bei diesem kleinen Rundgang auf andere Stillleben treffen, die vielleicht seit dem letzten Besuch der Alten Pinakothek in Vergessenheit geraten sind. Als Beispiel sei hier noch einmal ein Bild Jan Brueghel d.Ä. genannt: Die Heilige Familie (um 1620/23) im Kabinett 9 im OG der Alten Pinakothek.

Bei dem analogen Rundgang durch die ständige Ausstellung der Gemäldegalerie in München werden bestimmt auch Assoziationen mit anderen Gattungen barocker Malerei wieder aufflackern. So wie sich manches Detail erst vor dem Original erschließt, wird auch mancher Gedanke an Leben und Tod im Gehen wiederaufgenommen werden. Diese und andere Gedanken können aber – zum Abschluss des Parcours – ihre Leichtigkeit wieder gewinnen, wenn man die beeindruckenden, in anderen Sammlungen der Welt aufbewahrten Blumenstillleben der eingangs erwähnten Malerin Rachel Ruysch, digital abruft.

Blumenstrauss, 1706, Kunsthistorisches Museum Wien, Kabinett 17.

Blumen in der Vase, um 1685, National Gallery London, Room 17a.

Blumenstillleben, 1698, Städel Museum Frankfurt, 2. OG

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Deutscher Verband für Kunstgeschichte Influencer*innen Nicht verpassen

Nicht verpassen (I.) #vKG2021

Am 26. und 27. März 2021 blicken die (deutschsprachigen) Kunsthistoriker im Rahmen einer Online-Konferenz auf das Corona-Jahr 2020 in der digitalen Kunstgeschichte. Organisiert vom Verband Deutscher Kunsthistoriker (VDK), von Ulmer Verein, Verband für Kunst und Kunstwissenschaften e.V. und vom Arbeitskreis Digitale Kunstgeschichte (AKDK) und mit Unterstützung der digitalen Plattform arthistoricum.net, dem Fachinformationsdienst Kunst, Fotografie, Design richtet sich die Konferenz an alle, die Kunstgeschichte digital vermitteln, lehren, erforschen und erfassen, sowie an jene, die damit in Bibliotheken und Archiven, in Galerien und auf Kunstmessen arbeiten oder als Solo-Selbständige betreiben. Ohne Anspruch, die einzenen Bereiche vollständig abzudecken, sind jene zu sprechen geladen, die in den letzten Jahren das Fach maßgeblich digital gestaltet haben.

Nach kurzen Berichten und Diskussionen in den einzelnen Sparten der Kunsthistoriographie am Freitag Nachmittag folgen am Samstag die Vorträge zu relevanten Themen. Dabei dürfte die Auswahl zwischen den gleichzeitig stattfindenden Reden und Diskussionen recht schwer fallen, zumal im vergangenen Jahr in vielerlei Weise Neues entstanden ist. Die Entscheidung wird ein wenig dadurch erleichtert, dass am Ende des Tages Berichte aus den Panels, Statements der Veranstalter und eine gemeinsame Abschlussdiskussion geplant sind.

Dennoch wird man sich beispielsweise nicht zugleich über zeitgenössische Kunst (Prof. Dr. Katja Kwastek / Dr. Sven Lütticken) und über Open Access in Zeiten der Pandemie (Dr. Maria Effinger) informieren können. Auch zwischen digitaler Bildzensur (Dr. Katja Müller-Helle) und Digital Literacy im Fach Kunstgeschichte (PD Dr. Angela Dreßen) wird man sich entscheiden müssen. Und wer gleichzeitig über Bildrechtsfragen und über virtuelle Exkursionen Neues erfahren wird wollen, wird zwischen Prof.Dr. Johannes Grave und PD Dr.Dr. Grischka Petri einerseits und Idis Hartmann M.A., Prof.Dr. Barbara Lange und Franziska Lampe M.A. beziehungsweise Dr. Yvonne Schweizer andererseits wählen müssen.

Wenn man aber davon ausgeht, dass ein Abschlussbericht über die Online-Konferenz erscheinen wird, dann kann man ohne Angst, dass man Wichtiges verpasst, auf diesen Termin blicken und mit gutem Gefühl die Anmeldung tätigen. Die von Dr. Georg Schelbert zur Verfügung gestellte Bildmarke des virtuellen Treffens – eine humorvolle Abwandlung des 1818 von Carspar David Friedrich gemalten Bildes „Kreiderfelsen auf Rügen“ – greift auf jeden Fall der Veranstaltung vor und visualisiert bereits im Vorfeld die große Spannweite der digitalen Formate in der Kunstgeschichte und die breite Toleranz der Beteiligten an verschiedenen Haltungen gegenüber dem Thema.

Hier geht es zur Anmeldung und zum Programm der Online-Konferenz auf arthistoricum.net : https://www.arthistoricum.net/vkg2021/?

Bildnachweis auf https://arthistoricum.net/vkg2021/: Gemälde: Caspar David Friedrich, Kreidefelsen auf Rügen (1818), Kunst Museum Winterthur (Inv.-Nr. OR 165), CC0 1.0 Bild im Hintergrund: Jae Rue auf Pixabay, Vereinfachte Pixabay Lizenz Collage von: Georg Schelbert, CC BY-SA 4.0

 

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Museen

Das debatorial ® „Beyond States. Über die Grenzen von Staatlichkeit“ des Zeppelin Museums Friedrichshafen

Letzten September startete das Zeppelin Museum Friedrichshafen mit einer digitalen Plattform unter dem Namen „Debatorial“ eine breite Diskussion zu aktuellen Themen des politischen Geschehens. „Beyond States. Über die Grenzen von Staatlichkeit“ ist in fünf Kapiteln gegliedert, die sehr weit gefasst sind, so dass sie – neben Themen der Vergangenheit – auch zeitgenössische Sujets – wie die Corona-Pandemie und die Flüchtlingskrise – einschließen.

Allen fünf Kapiteln ist die Beleuchtung des Staates unter verschiedenen Aspekten gemeinsam. „Staat und Grenzen“, „Staat und Nation“, „Staatliche Souveränität und Staatsversagen“, „Staatsgewalt und Staatssymbole“, „Staatsbürgerschaften und Staatenlosigkeit“ benennen die Bereiche, auf denen die Diskussion mit der Internetgemeinde fokussiert werden soll. Auf jeder dieser Seiten gibt es einen Einleitungstext (Intro), der auch gehört werden kann, und die Möglichkeit zu kommentieren.

Weitere Beiträge findet man unter jedem dieser Kapitel: Aufbereitung historischer Ereignisse passend zum Thema, Arbeiten von zeitgenössischen Künstlern, differenzierte Artikel zu problematischen Aspekten. Bilder und weitere, aktuelle Links zu ähnlichen Diskussionen in den Medien ergänzen das Debatorial. Weiter kann man an Umfragen zu einem Themenkomplex teilnehmen und wird über bevorstehende digitale Veranstaltungen informiert.

Bemerkenswert ist der Mut, mit dem sich das Museum und seine Mitarbeiter*innen auf dieser Plattform emotionsgeladenen Gesprächsthemen stellen wie auch das teilweise hohe Niveau der Diskussionen. Mit viel Information, Hintergrundwissen und nicht zuletzt guter Moderation gelingt es, dem Museum jene neue Bestimmung zu verleihen, von der in den sozialen Medien vielfach gesprochen wird.

Das Zeppelin Museum Friedrichshafen ist durch das Debatorial ein Ort der virtuellen Begegnung, des Austausches und des Lernens rund um ein brisantes Thema des öffentlichen Lebens. Es bietet den Rahmen für eine breite und differenzierte Debatte, die sich noch im Entstehen befindet und voraussichtlich in eine interessante Ausstellung münden wird. Jeder, der einen Internetzugang hat, kann zur Diskussion beitragen und so an einem gesellschaftlichen Wandel teilnehmen, den die digitale Welt ermöglicht.

Hier geht es zum Debatorial: https://debatorials.zeppelin-museum.de/beyondstates?lang=de