Kategorien
Allgemein Antike Autor*innen Bild und Abbild Denkmäler Digitales Bild Europa Influencer*innen Kunst Kunstgeschichte Kunsthistoriker*innen Museen Reise Trendsetter*in Vortrag

… zurück zu Byzanz / unterwegs (Serie)

In den 1990er Jahren kehrte ich noch einmal thematisch zu Byzanz zurück, aber – aus heutiger Sicht betrachtet – nur um gründlicher Abschied zu nehmen. Die Abteilung Byzantinistik des Instituts für Altertumskunde der Universität zu Köln organisierte unter der Leitung von Professor Dr.Dr. h.c. Peter Schreiner (* 1940) im Frühsommer 1998 eine Reise nach Istabul, um einige der byzantinischen Denkmale zu besichtigen. Es gab Referate zu den Sehenswürdigkeiten und wir konnten viele Kenntnisse der Geschichte vor Ort besprechen.

Im Freundeskreis teilte ich mit, ich würde nach Konstantinopel fahren und war so aufgeregt, wie selten bei einer Reise in Ländern Europas. Die Erinnerungen sind sehr verblasst, aber einiges – wie die Bosphorus-Fahrt – ist so lebendig geblieben, als hätte die Exkursion gestern stattgefunden. Wir sahen und lernten viel über die Hagia Sophia, Hagia Eirene, über die Fussbodenmosaiken des alten Palastes, über den Hippodrom, über die Lateinerquartiere und Galata. Kalenderhane Camii, Süleyman Camii, Koca Mustafa Pasa Camii, Chora-Kirche, Pammakaristos, Polyeuktos, Lips-Kloster bekamen mit jedem neuen Tag mehr Substanz und wir freuten uns, über erhaltene und nicht mehr erhaltene Reste Neues zu erfahren.

Unter anderem wählte ich über die Kariye Camii (ehem. Chora-Kloster) zu referieren und blieb lange Zeit in Gedanken an dem teilweise erhaltenen, ikonographischen Programm. Interessant war nicht nur die Tatsache, dass es sich hierbei um das ausgedehnteste, in den ehemaligen Grenzen des byzantinischen Reichs erhalten Bilderzyklus handelt (übertroffen nur noch von San Marco in Venedig und Monreale auf Sizilien), sondern, dass es – als Grablege eines byzantinischen Gelehrten, Theodoros Metochites (cca. 1260-1332) – eine Komplexität der Themen aufweist, wobei der theologische Gehalt bislang unvollständig erschlossen bleibt. Die literarischen Quellen, aus denen die Bilder komponiert wurden, waren Szenen aus dem Alten Testament (mit Bezug auf Tod, Auferstehung und Leben nach dem Tod), aus dem Neuen Thestament (insbesondere Lukas-Evangelium) und Apokryphen – das sogenannte Protoevangelium des Jakobus, Evangelium des Pseudo-Matthäus und Marienevangelien.

Theodoros Metochites war Politiker und Regierungschef unter Andronikos II. Palaiologos (1282-1328), er veranlasste einen Neubau der Kirche und die Ausstattung mit Mosaiken und Wandmalereien sowie den Ausbau des Klosters und der Bibliothek. Nach seiner Verbannung nahm Metochites den Namen Theoleptos an, zog sich 1330 hier zurück und wurde zwei Jahre später hier bestattet. Das Bildprogramm könnte von ihm oder auch von Nikephoros Gregoras (1295-1359/61) entworfen worden sein. Die Themen waren das Leben Mariens, die Kindheit Christi, das Leben und Wirken Christi, Repräsentationsdarstellungen (wie der Pantokrator, das Stifterbild, Deesis und Heilige) und ein Festbildzyklus (im Naos nur noch die Koimesis erhalten). Ich erinnere mich, dass es sehr viel Spaß bereitete, die Szenen aus der Kindheit und der Jugend Mariens mit den apokryphen Texten zu vergleichen und ikonographische Verwandtheiten zu entdecken. Sicher müsste einer umfassenden Interpretation mehr als nur ein oberflächliches Referat zugrunde liegen, aber die Möglichkeit, den Gedanken des Stifters anhand der Mosaiken zu folgen, bewegte mich dazu, die Texte vor Ort zu lesen und auf die Details der Darstellungen aufmerksam zu machen.

Anfang Juni 1998 endete die erfolgreiche Exkursion. Zwei Jahre später verließ ich Köln und auch die Byzantinische Abteilung der Universität auf der Suche nach neuen Themen in der Geschichte der Kunst. Ohne Kenntnisse der griechischen Sprache konnte ich den ganzen Umfang von Byzanz nur erahnen, aber nie richtig verstehen. Ich sah mich damals nicht in der Lage, mir die Sprache zufriedenstellend anzueignen, so dass ich verschiedene Schriften im Original hätte lesen können. Außerdem wusste ich, dass die Kunst des Byzanz ein Fach der Lücken ist. Sicher arbeitet man in den historischen Wissenschaften immer mit Lücken, aber in Byzantinistik ist das nochmal schlimmer. Kaum etwas ist erhalten, vieles wurde zerstört, Spuren reichen meist nicht aus, um zusammenhängende Bilder zu ergeben. Vielleicht habe ich etwas versäumt, aber im Westen auch viel Neues erfahren.

Bilderquelle: Wikipedia, Chora-Kirche, 2023.

Kategorien
Allgemein Antike Bild und Abbild Collage Denkmäler Kunst Kunstgeschichte Museen Reise Unterwegs

Im Römischen Reich / unterwegs (Serie)

Wenn ich so zurückdenke, habe ich eigentlich – bis auf die fünf Jahre in München Anfang des neuen Jahrhunderts – die Grenzen des römischen Reichs nie verlassen. In der ehemaligen Provinz Dakien (von 106 n.Chr. bis 270er Jahre n.Chr.) geboren, war ich einige Jahre in der Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln, gegründet 50 n.Chr.) zu Hause. Danach habe ich zwei Jahre in Lugdunum (Lyon, gegründet 43 v.Chr.) gelebt und nach dem anschließenden und vorübergehenden Aufenthalt in München, zog ich nach Augusta Vindelicum (Augsburg, gegründet 15 v.Chr.). Hier wohne ich seit 2007.

In Bukarest gab es keine antiken Funde im Stadtbild, die an das alte Rom hätten erinnern können oder ich habe sie vergessen. Es gab einige Orte, an denen die römische Vergangenheit zelebriert wurde. Wie der Römische Platz im Zentrum der Stadt, an dem eine Kopie der Kapitolinischen Wölfin, ein Geschenk der Stadt Rom, aufgestellt war. Daran ging ich in meiner Schulzeit täglich vorbei. Als ich mich später für die Aufnahmeprüfung an der Akademie der Kunst in Bukarest im Fach Kunstgeschichte vorbereitete, lernte ich, die Wölfin sei Sinnbild der Stadt Rom, eine Arbeit etruskischer Meister aus dem 5. Jahrhundert v.Chr., die Kinder Romulus und Remus – in der späteren Renaissancezeit eingefügt. Heute wird die Bronzeskulptur ins Mittelalter, zwischen dem 9. und dem 13. Jahrhundert, datiert. Jahre später traf ich die Statue wieder in einer Variante in Stein am Römerbrunnen in Köln.

Als ich 1990 das erste Jahr Studium der Kunstgeschichte hinter mir hatte, ging es ins Praktikum nach Capidava (gegründet 1. Jhdt. n.Chr. als Wehranlage der Moesia inferior), einer antiken Ausgrabungsstätte an der Donau. Unter der Leitung unseres damaligen Professors für Archäologie, Radu Florescu (1931-2003), hoben wir „oben“ auf der einst abgebrannten römischen Burg neolithische Spuren aus. Oder wir arbeiteten schwer mit dem Spaten „unten“ im Hafen, der bis auf die Grundmauern ausgegraben werden musste. Nachmittags fügten wir Scherben von alten Töpferwaren zusammen und freuten uns über jeden Erfolg, wenn zwei oder drei Scherben zusammenpassten.

Von der Ausgrabungsstätte blickte man auf die Donau einerseits und andererseits auf eine Straße, die sich über die Hügel Richtung Horizont schlängelte. Selten fuhr ein Auto entlang und wir blickten so ins Nichts während vom Radio das damals neue oft ausgestrahlte Lied von Chris Rea (* 1951) „The Road to Hell“ (1989) hörten und das Refrain nachsummten. Hätte ich den Entschluss auszuwandern, nicht erfasst, so hätte ich mit Sicherheit noch viele Ferien meines Lebens in dem Ort verbracht, der mir in nur einem Sommer ans Herz gewachsen ist.

 

Ich beschränkte mich aber darauf, einige Keramikscherben und einige Steine als Erinnerung mitzunehmen. Diesen Brauch behielt ich längere Zeit und sammelte immer kleine Fundstücke von Reisen in den Mittelmeerländern. Die Teile sind inzwischen nicht mehr genau zuzuordnen. Ob aus der Dobrudscha, aus Griechenland, aus Italien oder aus Frankreich, die Souvernirs von ehemaligen Stätten römischer Zivilisation bilden heute einen kleinen Schatz an Memorabilia. Trotz fester Versprechen und eisernen Willens an diese Orte zurückzukehren, habe ich so gut wie nie zwei Mal den gleichen Strand am Mittelmeer betreten und die antiken Ruinenstädte auch nur ein Mal besucht. Getrieben von der Hast nach immer neuen Sehenswürdigkeiten im kulturreichen Europa vergaß ich beruflich dorthin zurückzukehren, wo einst alles begann, ans Mittelmeer. Es blieb bei den gelegentlichen Urlaubsreisen, bei Fotos und einigen Erinnerungsstücken.

Ein knappes Jahrzehnt später sitze ich tagsüber auf den breiten Stufen des römischen Theaters in Lyon und blicke bei klarem Wetter auf den Mont Blanc, der am Horizont erscheint. Wenige Touristen steigen auf und ab und probieren, ob man ganz oben in den Rängen das Flüstern auf der Bühne hört. Die Zeit war knapp, als ich Lyon wohnte. Ich habe leider an keinem der Schauspiele teilgenommen, die während der Sommerzeit entweder im Theater oder im angrenzenden Odeon aufgeführt wurden. Ich erinnere mich nur an Spaziergänge auf der Anhöhe der beiden Bühnen und an das Schauspiel des Himmels und des Lichts jedes Mal anders, als ich dort war.

Bei einer Aufführung war ich hingegen im antiken Theater vom benachbarten Vienne. Laut Wikipedia soll der Name der Stadt von einer „Via Gehenna“, einem „Weg zur Hölle“ kommen. An einem Sommerabend des Jahres 2001, während der alljährlich stattfindenden Jazzkonzerte dort, sah ich und hörte Paco de Lucia (1947-2014) Gitarre spielend. Das Publikum war begeistert und überhäufte ihn mit Applaus als von der Bühne die Klänge des bekannten „Friday Night in San Francisco“ aufstiegen. Das 1980 uraufgeführte und 1981 aufgenommene Stück spielten damals neben Paco de Lucia, Al Di Meola (* 1954) und John McLaughlin (* 1942).

In Vienne gibt es auch neben einem Tempel (1. Jhdt. v.Chr.) des Augustus (63 v.Chr. – 14 n.Chr.) und der Livia (58 v.Chr. – 29 n.Chr.) – auf der anderen Rhône-Seite – eine Siedlung namens Saint-Romain-en-Gal, wo 1967 ein ehemaliges römisches Villenviertel ausgegraben wurde. Seit Mitte der 1990er Jahren steht da ein Museum mit lichter Architektur, dessen kostbarste Ausstellungsstücke Fußbodenmosaike sind. Eines davon (Ende 3. Jhdt. n.Chr., 7 m x 5,20 m) wurde Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt und stellt den mythischen König Thrakiens, Lykurg, dar, der den Mut hatte, sich Bacchus entgegenzustellen. Als ihm Rhea zur Strafe den Verstand nimmt, tötet Lykurg im Weinrausch seinen Sohn Dryas in der Annahme, er sei ein wuchernder Rebstock. Die Darstellung des thrakischen Königs inmitten des bedrohlich anmutenden Rankenwerks ist einmalig und suggeriert wie kein zweites den Rausch, in dem die blutige Tat vollbracht wurde. Apsisförmig endet das Mosaik im oberen Bereich mit Figuren des Bacchus, Pan und der Bacchanten, die Lykurg bedroht hatte.

Kategorien
Allgemein Antike Collage Denkmäler Europa Kunst Kunstgeschichte Museen Reise Unterwegs

Arbeitsweg in Augsburg / unterwegs (Serie)

Jeden Morgen fahre ich mit der Straßenbahn Nr. 4 in die Arbeit. Ich wohne in Augsburg Oberhausen Nord und während der Fahrt vom Eschenhof zu der Wertachbrücke begleiten mich Gedanken zur Stadtgeschichte. Ich wähle mir mit dem Blick durch die breiten Fenster wechselnde Orte und Gebäude, die auf dem Weg liegen, und lasse Bruchstücke Augsburger (deutscher, bayerischer und europäischer) Geschichte vor dem inneren Auge passieren. Jedes Mal weckt das mein Bewusstsein in Europa zu leben und jeder Schritt auf dem Asphalt bestätigt mein Dasein.

Ich steige an einer Straßenbahnstation ein vor dem Eschenhof, eine 1928 vom Stadtbauamt (Architekt Otto Holzer) errichtete viergeschossige quadratische Wohnanlage. Gerade habe ich die Siedlung an der Schönbachstraße verlassen, deren süd-westlichen Wohneinheiten durch Torbögen miteinander verbunden sind. Zwei Rundplastiken stellen gegenüberstehende Löwen dar, die zwischen ihnen ein Schlild mit den Jahreszahlen 1929 und 1930 halten. Die Anlage hat ihre ursprüngliche Sachlichkeit erhalten, auch wenn in den 2000er Jahren Modernisierungen vorgenommen worden sind. Die Wohnblocks sind jetzt in Pastelltönen gefärbt, leichte Balkone sind den Seiten vorgelagert.

Anfang der 1930er Jahre wird der Eindruck viel strenger gewesen sein, ältere schwarzweiß Aufnahmen belegen die triste Umgebung. Die Wohnungsnot der damaligen Zeit war Ausgangspunkt der Baumaßnahmen und sicher war die streng geometrische Anlage der Augsburger Fuggerei – die Vorfahrin aller Sozialsiedlungen (zwischen 1516 und 1523 von Baumeister Thomas Krebs) –  Vorbild und Maßstab der späteren Ausführung am Eschenhof. Die benachbarte Schönbachsiedlung ist 1946 als Notsiedlung entstanden und war in ihrer Gestaltung bis ins Detail von den Amerikanern geregelt. „Die wenigsten wissen allerdings“, schreibt Chr.R. Kreikle in dem Band „Augsburg zu Fuß“ von 1993 (Hrsg.: W. Kucera und R. Forster), „dass sich auf einem großen Teil der heutigen Schönbachsiedlung in der Nazizeit ein Zwangsarbeiterlager befand.“ (S. 215). Hinter den Bögen von 1929/30 standen also einst Wohnbauten, denen 1942 ein Lager folgte, das 1946 erneut von Wohnungen abgelöst wurde, die in den 2000er Jahren modernisiert wurden. Hier zog ich 2007 ein, als mich ein Arbeitsauftrag und finanzielle Not von München nach Augsburg brachten.

 

 

An München denke ich am Morgen oft auch. Wenige Kilometer weiter nördlich von meinem jetzigen Wohnort liegt das Autobahnkreuz Augsburg West die schnellste Verbindung zur A 8 Richtung München. Jeden Tag ziehen Pendlerautos auf der Donauwörtherstraße an meiner Bahnhaltestelle vorbei, andere Reisende steigen mit mir in die 4er Straßenbahn ein und fahren bis zur Endstation Hauptbahnhof. Für manche geht es dann weiter mit der Regionalbahn nach München, den Weg legte ich kurz nach meinem Umzug auch für ein paar Jahre zurück. „Das beste an Augsburg ist der Zug nach München.“ Der Satz, der Bertold Brecht (1898-1956) zugeschrieben wird, ging mir damals durch den Kopf, als ich Land und Leute wenig kannte und es an Augsburg noch einiges zu entdecken gab.

Zwei Haltestellen weiter bin ich an der Station Bärenwirt, die an dem Stadtteil Bärenkeller grenzt. Hier denke ich oft an dichte Wälder voller Wildtieren, römischer Soldaten, germanischer Stämme und an ein Gasthaus „Zum Bären“, das vielleicht hier einmal stand, ein Stück weit vom Eingang in die Stadt an der Wertach. Aber nein, so war es nicht! Selbst wenn nicht weit entfernt von meinen Phantasien, so sprechen Lexika und Bücher zur Stadt Augsburg von einer anderen Realität. Eine Brauerei „Zum Goldenen Bären“ soll hier vor mehr als 600 Jahren von Mönchen betrieben worden sein. Das Stadtteil selber ist erst 1932 entstanden und nach 1933 planmässig und ideologisch geprägt bebaut worden. Ein Stück Geschichte des NS-Regimes also und dessen Siedlungspolitik, wie des öfteren in den Städten des Landes.

Doch wie nicht anders bei Augsburg, einer Gründung des Jahres 15 v.Chr. aus der Zeit des römischen Kaisers Augustus zu erwarten ist, waren die Römer doch hier, im südlichen Oberhausen. Der Fund eines Grabsteins unweit der Straßenbahnhaltestelle Bärenwirt belegt das. „Das römische Grabmal zählt zu den bedeutendsten Funden der Antike, die man in der Augsburger Gegend gemacht hat; es soll das schönste römische Grabmal nördlich der Alpen sein. Das Monument wurde 1709 in drei Metern Tiefe (…) gefunden; über 100 Jahre überließ man es an der Hauptstraße den Witterungseinflüssen, bis es – auf einigen Umwegen – (…) seinen jetzigen Standort im Römischen Museum fand (…).“ (Kreikle, Wo es zum Himmel stinkt. In: Kucera/Forster, Augsburg zu Fuß, 1993, S. 209)

Auf der anderen Seite der Verkehrsknotenpunktes und der Wertach erstrecken sich die M.A.N.-Werke mit ihrer langen wechselhaften Geschichte. Ich denke hier manchmal bei meiner täglichen Fahrt in die Arbeit an die Biographie über Rudolf Diesel (1858-1913), geschrieben 1937 und neu aufgelegt 1983 von seinem Sohn Eugen Diesel (1889-1970): „Diesel. Der Mensch, das Werk, das Schicksal“, die ich als erstes las, als ich nach Augsburg umzog. Ich war damals ergriffen von dem aufregenden Leben des Erfinders, von seiner Zusammenarbeit mit Heinrich von Buz (1833-1918), dem Direktor der Maschinenfabrik Augsburg, von seinem rätselhaften Tod 1913 am Ärmelkanal. Später besuchte ich das kleine M.A.N.-Museum unweit vom heutigen Gelände der Werke und blieb beeindruckt von den dort ausgestellten schönen alten Druckmaschinen und den ersten Diesel-Fahrzeugen. 

Meine Straßenbahn verlässt am Morgen recht schnell diese Orte und bringt mich zurück in die Gegenwart an die Wertachbrücke, wo ich umsteigen muss. Mein Blick bleibt kurz an der wehrhaften Mauer der evangelischen Kirche St. Johannes (errichtet 1930) haften, die nah an der Kreuzung liegt und ein architektonisches Ensemble mit der katholischen Kirche St. Josef (erbaut 1876-78) bildet. Es ist einer jener baulichen Zusammenschlüsse von evangelischen und katholischen Kirchen, die man in Augsburg, der Stadt des Religionsfriedens von 1555, auf Streifzügen mehrmals begegnet. Der Frieden des 16. Jahrhunderts zwischen Protestanten und Katholiken wird somit den Passanten wie in keiner anderen Stadt der Welt buchstäblich bei Schritt und Tritt in Erinnerinerung gebracht.

Ich bremse hier meine Gedanken, die mich über Kaiser Karl V. (1500-1558) an die Bildnisse seines Hofmalers Tizian (gest. 1576) in der Münchner Alten Pinakothek und im Museo del Prado in Madrid führen würden. Zu viele Bilder der großen europäischen Sammlungen, die im Gedächtnis nur auf einen Augenblick mangelnder Konzentration und darauf warten, meine Aufmerksamkeit zu erstürmen. Ich mache einen gedanklichen Rückzieher blende schnell Gent in Belgien, den Geburtsort des Kaisers, ein. Dort kann ich gedanklich lange in der Kathedrale St. Bavo (942 eingeweiht) vor dem Altar der Brüder Hubert (1370-1426) und Jan van Eyck (um 1390-1441) stehen bleiben und die Bilder, die ich ohne weiter zu denken nur bewundere, betrachten.

 

 

Inzwischen fährt mich eine Straßenbahn Nr. 2 über den Oberhauser Bahnhof mit seiner schlichten Architektur vom Beginn der 1930er Jahre, vorbei an das neu bebaute Areal der ehemaligen Reese-Kaserne, in der US-amerikanische Truppen in den Nachkriegsjahren bis 1993/94 stationiert wurden. Ein Stück deutsch-deutscher Geschichte, die hier geschrieben wurde, als im Zuge der Einheit die Alliierten das Land verließen und weite Teile der lokalen Wirtschaft dahinfegten. Ich fahre durch Kriegshaber, ein Stadtteil Augsburgs über dessen Bezeichnung die Fachleute streiten. Eine Theorie besagt, dass in der Römerzeit ein griechischer Söldner namens Avar („Krieche Avar“) hier in einer Schlacht gegen Kelten den Tod fand. Sprachwissenschaftler glauben, dass ein aus Rheinfranken eingewanderter Bauer namens „Chriech“ den Namen des Stadtteils gab. Schließlich besagt eine dritte Theorie, dass „Grieshaber“ den Boden hier bezeichnete (Sandboden, „Griesle“), auf dem nur Hafer (= haber) wuchs. (Vgl.: Kreikle, Stadtteil am Rand. In: Kucera/Forster, Augsburg zu Fuß, 1993, S. 200.)

Zwei Stationen bevor ich morgens am Universitätsklinikum / Bezirkskrankenhaus aussteige, passiert mein Weg eine alte Synagoge, die eng an der Straße gebaut wurde, nach 1945 in Vergessenheit geriet und 1985 „wiederentdeckt“ wurde. Sie blieb von den Zerstörungen der Nazis weitgehend verschont, hier gingen jüdische Gläubige zum Gebet nach der Zerstörung der Augsburger Synagoge 1938. Ich denke kurz an die schöne „byzantinische“ Kuppel der großen Synagoge in der Halderstraße in der Nähe des Augsburger Hauptbahnhofs, die heute auch ein Museum beherbergt. 1917 wurde sie im Jugendstil erbaut und „galt damals wie heute in Deutschland als einzigartig“. (Fischer R. unter Mitarbeit von Kaus K., Streifzug durch die Gründerzeit. In: Kucera/Forster, Augsburg zu Fuß, 1993, S. 90.)

Ich bin keine zwanzig Minuten eigentlich außerhalb der historischen Stadtmauern von Augsburg gefahren und habe an die Antike, die Nazi-Zeit, die Habsburger Monarchie, Amerika, Byzanz und vieles andere mehr denken müssen. Vieles verbindet sich mit der eigenen Biographie, manches bleibt immer noch verborgen. Jeder Weg durch den Alltag ist ein Weg durch Europa in seiner Geographie, Geschichte, Kunst, Kultur und Natur. Die letzten zehn Minuten zur Arbeitsstelle gehe ich zu Fuß durch eine künstlich angelegte Parkanlage auf der Rückseite des klobigen Gebäudes des Klinikums aus den 1970er Jahren. Nein, nein! Jetzt denke ich nicht an die historische Gartenarchitektur Englands und als Gegenpol an jene Frankreichs sondern gehe arbeiten! Nein! Jetzt bloß kein Versailles, kein Englischer Garten in München, kein Schleißheim, kein Nymphenburg….

Kategorien
Allgemein Ausstellungen Bild und Abbild Denkmäler Influencer*innen Museen Nicht verpassen Podcast Trendsetter*in Wandel

DigAMus-Award 2021: Die Podcasts (II)

Eine der inhaltlich und formal besten Podcast-Folge des diesjährigen DigAMus-Award ist zweifelsfrei jene der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, der Alten und Neuen Pinakothek in der Reihe „Think & Talk“. Sie ist auf der Seite der Pinakotheken sehr einfach über die entsprechende Zeile am linken Rand zu finden. Die Podcasts erscheinen dann sehr übersichtlich auf der gleichnamigen Seite der Reihe und sind übrigens auch auf Apple Podcast, Spotify und Deezer abrufbar. Die Episoden sind unterschiedlich lang (zwischen fünf und zehn Minuten) und widmen sich jeweils einem Kunstwerk oder einem Aspekt in wenigen Gemälden. Die technische Qualität ist ausgezeichnet, was bei den zum Preis eingereichten Beiträgen leider nicht immer der Fall ist.

 

Mit einem Videopodcast über 33 Folgen bewarb sich das Richard-Wagner-Museum in Bayreuth mit dem „Coronamuseum“, ein digitales Angebot des Hauses seit Frühjahr 2020. Darin werden ausgewählte Exponate und Räume des Museums vorgestellt. Eine weitere Folge reichte der Museumsdirektor Dr. Sven Friedrich zu der Sonderausstellung „rosalie und wagner. licht – mythos – material“ nach. Die Episoden des Videopodcasts sind fünf bis zehn Minuten lang und auf facebook eingebettet. Über die Seite, die das Museum Richard Wagner einleitet, können die Folgen abgerufen, gesehen und gehört werden.

 

Den Podcast „UNSERE MeeresWELTEN“ erstellte das Deutsche Meeresmuseum Stralsund, das über die Seite der Stiftung Deutsches Meeresmuseum erreichbar ist. Darin plaudern Luise und Ria in Episoden bis zu 10 Minuten zu verschiedenen Exponaten der Dauerausstellung an den vier Standorten des Museums: Meeresmuseum, Ozeaneum, Natureum, Nautineum. Es geht um Nachwuchs im Meer, um tierische Täuschungsmanöver, um Erfindungen und Liebschaften der Meeresbewohner. Kurze Texte und Bilder auf der Webseite leiten zu den akustischen Folgen des Podcast.

 

Das Georg Kolbe Museum in Berlin reichte eines der schönsten Podcasts unter der Titel „Die absoluten Täzerinnen“. Die Podcastfolge ist als Begleitung zur Ausstellung „Der absolute Tanz“ entstanden und hat elf Episoden für jeweils elf Tänzerinnen aus der Weimarer Republik. Das gesamte Museumsteam war Autor bei der Ausarbeitung der Folgen, die um die 15 Minuten dauern. Sicher fehlen bei diesem Podcast die Bilder fast schmerzlich, doch gibt es mit sehr guten Beschreibungen während des Ablaufs der Epidsode und mit der musikalischen Untermalung einen Ausgleich. Die Podcastfolgen kann man über die Webseite des Museums abrufen unter dem Titel der Ausstellung in der Rückschau.

 

Das Badische Landesmuseum in Karlsruhe hat an dem Award 2021 mit einem Podcast „Is ja’n Ding! Geschichten für Kinder“ teilgenommen. Er ist Teil der Reihe „KiMO – Kinder im Museum Online“ und von der Seite des Museums unter dem Menüpunkt „Museum digital“ erreichbar. Gewinnend auch für Erwachsene ist die Idee, Exponate aus dem Museum sprechen zu lassen. Manche stellen sich ausführlich vor, andere sind miteinander im Gespräch, man hat nach einer Zeit den Eindruck, dass sich in dem Museum alles bewegt, alles ein Leben hat.

 

Ein Podcast ohne Webseite ist über die Seite podigee.io unter dem Namen hoesch150 zu finden. Ein Podcast zum Jubiläum der Westfalenhütte Dortmund von den Journalisten Kay Bandermann und Till Krause entworfen worden. Es geht um das Unternehmen „Hoesch“, ein Stahlkonzern, das nicht mehr existiert, die Stadt aber sehr geprägt hat. Die Folgen sind rund eine Stunde lang, haben eine gute akustische Qualität und es gibt die Option, sie zu abonnieren und zu kommentieren, d.h. in Interaktion mit den Autoren zu treten. Die ehemaligen Arbeiter*innen kommen zu Wort und die vielseitige Geschichte des Konzerns wird scheinbar mit Leichtigkeit aufgerollt.

 

Der Gewinner des diesjährigen DigAMus-Awards war der Podcast „Der Äthiopische Mantel“ der Meraner Villa Freischütz. Er entstand als Begleitung zur gleichnamigen Ausstellung in diesem Euregio-Museumsjahr und ist über die Internetseite des Museums zu hören und zu lesen. Zu dem 35minütigen Hörspiel gibt es ein Transkript (dessen Übersetzung in mehreren Sprachen angekündigt wurde) und nicht nur der Mantel sondern auch seine koloniale Geschichte und seine Erschließung hat etwas von einer spannenden Bühnenaufführung. Es ist auch deshalb nicht verwunderlich, dass der Beitrag von der Jury des DigAMus-Awards mit einem Preis in der Kategorie „Podcast“ ausgezeichnet wurde.

 

Der letzte Beitrag auf der Liste des Awards war in diesem Jahr ein Podcast zur Stadtgeschichte Stuttgarts, der von der Webseite des Stadt Palais Stuttgart (Mediathek) erreichbar ist. Die Historiker Prof. Wolfram Pyta von der Universität Stuttgart und Dr. Torben Giese, Direktor des Stadt Palais‘ sprechen mit Gästen in rund 50minütigen Episoden über die Geschichte der Stadt von der Vor- und Frühgeschichte bis zur Gegenwart. Der Besuch der Dauerausstellung gleichen Namens im Museum ist nach diesen Hörproben fast ein Muss für jeden Besucher der Stadt.

 

Die Einreichungen beim DigAMus-Award 2021 zeigen bei weitem nicht die ganze Palette auf, der Podcasts, die Museen während der Corona-Zeit erarbeitet haben. Es gibt sicherlich noch viele interessante Beispiele in den Museen, die kandidiert, wie in jenen, die sich in diesem Jahr nicht angemeldet haben. Das schönste daran ist die Vielfalt der Formate, die auf jede Geschichte und auf jede Sammlung anders zugeschnitten sind. Das größte Problem ist, wie mir jetzt scheint, diese Angebote im Internet zu finden. Wenn man von den Kunst- und Kultur-Podcasts nicht weiß, sind sie in vielen Fällen für potentielle Nutzer leider unsichtbar.

Kategorien
Allgemein Autor*innen Influencer*innen Kunsthistoriker*innen Museen Trendsetter*in Wandel

DigAMus-Award 2021: Die Podcasts (I)

Eines der digitalen Formate, das während der Corona-Zeit im Museumsbereich Kunstvermittlung eindeutig gewonnen haben, ist der Podcast. Angefangen hat er als geeignetes Mittel zur Verbreitung von Musik in sozialen Medien und hat sich danach in allen Bereichen von Bild- und Wortbeiträgen entwickelt. Für viele Kulturinstitutionen wurde er dank seiner journalistisch flexiblen Form aufgenommen und weiterentwickelt. Der Podcast kann verschiedene Arten von Feature, Interview, Bericht u.a.m. erfahren und mit Videoaufnahmen und Illustrationen angereichert werden. Er kann auch vielfach in der Zeit gestaltet werden und ist leicht über Internet-Plattformen zu verbreiten. Die technischen Voraussetzungen zur Herstellung eines Podcasts sind leicht zu erlernen und mit einfacher und günstigen Freeware zu handhaben.

 

Das alles hat dazu geführt, dass im Kulturbereich sehr viele Podcasts produziert werden und einige von Ihnen auch den Weg zum DigAMus-Award 2021 (Kategorie 5) gefunden haben. Ein Überblick könnte dazu dienen, sich einen Eindruck von der Vielfalt des Mediums und seiner Reichweite zu machen. Es werden hier der Form halber allein jene Einreichungen besprochen, die für die Sparte „Podcast“ kandidiert haben, obwohl damit das Angebot von Museen und Kulturinstitutionen nicht erschöpft wird. Bewerber in anderen Kategorien des DigAMus-Awards 2021 haben ebenfalls Podcasts erstellt, jedoch nicht damit, sondern primär mit anderen Formaten am Wettbewerb teilgenommen. Trotzdem lohnt es sich auch über diese Zusammenfassung hinaus, die Beiträge auf der Seite des jungen Museums-Preises aufzurufen und jene hybriden Formate einzusehen, die im letzten Jahr erarbeitet wurden und in denen der Podcast eine zwar untergeordnete jedoch wichtige Rolle einnimmt.

 

Das Museum für Kommunikation in Nürnberg hat in diesem Jahr einen Podcast über das Volontariat im Museum eingereicht. Der Podcast „VoloMuPo“ ist „ein Podcast zum Informieren, Vernetzen und Austauschen von Volontär*innen, Interessierte u.a.“, der von der Museumsstiftung Post und Telekommunikation finanziert wurde. Die zehn Episoden sind über die Webseite des Museums, unter „Digitales Museum“ abrufbar. Sie bestehen in Diskussionen mit Gästen von Museen bundesweit und dauern jeweils über eine Stunde, wobei der Ablauf der Sitzungen auch schriftlich fixiert ist.

 

Das internetaffine Museum Burg Posterstein in Thüringen bewarb sich diesmal mit einem Geschichts-Podcast mit dem Titel „LeseZEIT“, eigentlich eine Reihe von Blog- und Podcast-Beiträgen mit kleineren Erzählungen aus der Geschichte des Hauses. Die bislang fünf Folgen sind diskret am Anfang und am Ende musikalisch untermalt und werden durch Bilder und Texte im Blog „Geschichte & Geschichten“ ergänzt. Der Zugang zu den kurzen, 15- bis 20-minütigen Podcast-Episoden ist leicht über die Blogseite des Museums unter dem Menüpunkt „LeseZEIT“ zu finden.

 

Eine andere Kulturinstitution mit Museumsformat aus Thürigen – die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße in Erfurt (ehemalige Stasi-Untersuchungshaftanstalt) – reichte einen Podcast in sieben Folgen ein, der als „Funkturm der Freiheit“ gefeiert wurde. Der Podcast mit dem Titel „Horchpost DDR“ umfasst die Zeit des Umbruchs im Jahr 1989 (mit Vorboten in den 1980er Jahren), wobei in jeweils 15 Minuten verschiedene Zeitzeugen zu Wort kommen. Die Gedenkstätte mit ihrem digitalen Angebot kann über die Seite der Stiftung Ettersberg für europäische Diktaturforschung und Aufarbeitung der SED-Diktatur erreicht werden. Der Podcast ist über die Webseite der Gedenkstätte unter Menüpunkt „Extras“ und auf der Internetseite von Spotify abrufbar.

 

Das sehr heterogene Museum Reinheim in Hessen „… zu Gast in der Vergangenheit“ hat eine Podcastserie mit Themen aus der Geschichte des Ortes, Vorstellung von Mitarbeitern und Ausstellungsbegleitung vorgeschlagen. Die Reihe mit Beiträgen von rund 10 Minuten begann am diesjährigen Museumstag mit einem Podcast zu jüdischem Leben in Reinheim. Am 9. November 2021 greift das kleine Museum das Thema wieder auf und veranstaltet einen Rundgang auf den Spuren jüdischen Lebens in dem hessischen Ort. Die Podcasts sind auf der Seite des Museums in dem gleichnamigen Kapitel zu hören.

 

Der Podcast, den das Jüdische Museum in München zum DigAMus-Award 2021 eingereicht hat, ist ein Storytelling-Podcast in vier Episoden à 15 Minuten über den Forscher, Journalisten, Bibliothekaren und politischen Aktivisten Mordechai W. Bernstein. Mit einer ausgezeichneten Hörqualität wurde der Podcast als Begleitung der Ausstellung „‚Was gibt’s?‘ Im Labyrinth der Zeiten. Mit Mordechai W. Bernstein durch 1700 Jahre deutsch-jüdischer Geschichte“ gedacht. Der Podcast unter dem Titel „Die Reise“ ist in vier Teilen – „Eine Welt in Bewegung“, „Gehen oder bleiben?“, „Im Land der Täter“ und „Zurück in die Zukunft“ – unterteilt und auch von der Internetseite der Ausstellung (bis 13. Februar 2022) abrufbar.

 

Fortsetzung folgt.

Kategorien
Allgemein Ausstellungen Autor*innen Bild und Abbild Denkmäler Kunsthistoriker*innen Museen Nicht verpassen Trendsetter*in

Der Leiermann – ein Kulturvermittlungsprojekt aus Österreich

In diesen Tagen kommt wohl kein*e Kunstliebhaber*in und kein*e Kunsthistoriker*in an dem Maler Johannes Vermeer (1632-1675) vorbei. Die Sensation um sein Bild des Liebesgottes mit Bogen, Pfeilen und zwei Masken in dem Bild des „Brieflesenden Mädchens am offenen Fenster“ (1657-1659) zieht weltweit das Publikum in ihren Bann. Von 2017 bis 2021 wurde das Bild im Bild in der Restaurierungswerkstatt für Gemälde der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden freigelegt und somit eine ungetrübte Betrachtung und umfassende Interpretation des Kunstwerks ermöglicht. Jetzt ist es in einer Ausstellung mit dem Titel „Johannes Vermeer. Vom Innehalten“ bis zum 02. Januar 2022 in Dresden zu besichtigen.

 

Sucht man das Internet nach Beiträgen zu Jan Vermeer ab, stellt man schnell fest, dass wenige Seiten, die sich der Vermittlung von Kunst verschrieben haben, ohne den holländischen Maler des Barock auskommen. Ob Internetseiten von Museen, von analogen Medien wie Funk und Fernsehen oder artsandculture.google.com – fast alle sind Einführungen in die Kunst Vermeers, die im diskursiven Verlauf naheliegende Schritte in Richtung Vermittlung komplexer Inhalte vornehmen. Wie bei keinem anderen Maler der Geschichte der Kunst scheinen die klaren Bilder fast unvermittelt zu den universellen Themen wie Raum und Zeit, Leben und Tod, Kunst und Wahrnehmung, Farbe und Licht und nicht zuletzt Liebe und Leid zu führen.

 

In diesen Tenor stimmt auch ein bebilderter Text ein, der in der Sparte „Bildende Kunst“ in dem Blog auf der Kunstvermittler-Seite aus Österreich – „Der Leiermann. Die ganze Welt der klassischen Kultur“ – veröffentlicht wurde. Der Beitrag wurde von Georg Rohde, einem der Autor*innen der Plattform, verfasst, der vermutlich nicht zufällig ein Detail aus dem Bild „Die Dienstmagd mit Milchkrug“ von Vermeer als Header wählte. Darin ist vor allem der milchige Lichteinfall auf dem Oberkörper der Frau und auf der dahinter stehenden weißen Wand zu sehen, so wie er im 17. Jahrhundert als der eines substantiellen Äthers verstanden und gesehen wurde.

 

Sicher wird in dem Beitrag vor allem das im Kunsthistorischen Museum in Wien aufbewahrte Bild Jan Vermeers „Das Atelier“/“Die Malkunst“ besprochen, doch darüber hinaus führt er in die Kunst des europäischen Barock ein und macht Lust auf mehr Konsum von Kunst und Kultur der klassischen Epochen. Diese Qualität ist für die ganze Internetseite „Der Leiermann“ bezeichnend: Ob der Verlag, die Kursplattform oder der Blog – alle greifen ineinander und spannen einen Bogen zwischen Vermittlung von Grundkenntnissen und Ausführung von Kenner-Wissen. Es bleibt dem/der Nutzer*in überlassen, den letzten Schritt der Kunst entgegen zu schreiten und sich – entweder in passiver Lektüre und Betrachtung oder in analoger und einfachen digitaler Interaktion – für den Genuss von literarischer, musikalischer oder bildender (und sogar kulinarischer) Kunst und Geschichte auf dieser Plattform zu entscheiden.

 

Es werden historische Geheimnisse gelüftet, Fenster und Türen zur Musik geöffnet, Brokatvorhänge vor Bildern verschoben, die Wiener Küche vorgestellt,  aber es wird niemals alles erzählt, nie alles erklärt, nirgendwo alles gezeigt, so dass die Neugierde von Besucher*innen dieses virtuellen Raums der klassischen Kultur eher angeregt als gestillt wird. Eine der spannendsten Rubriken ist jene der Stadtschreiber*innen, in der man als Leser*in zeitgenössischer Chronist*innen beiwohnt, die Alt und Neu in den Städten Europas erfahrbar machen.

 

In einer Zeit, in der an jeder Ecke (klimatische und andere) Katastrophen lauern, erfährt die Angst vor dem Ende und der Leere einen Zuwachs, der zugleich den Hunger nach Leben und nach Inhalten steigert. Man kann nicht immer überall sein, nicht alles erleben, nicht alles sehen, obwohl man es heutzutage vielleicht gerne täte. Eine solche Plattform wie „Der Leiermann“ bietet eine gute Gelegenheit dazu, mit dem Kern europäischer Kunst und Kultur in angenehmer Weise und von überall aus vertraut zu werden. Außerdem bringt sie vielseitige Autoren und heterogenes Internetpublikum in einem wirtschaftlichen Modell zusammen, der sich für beide Seiten zu lohnen scheint.

 

Für Kunsthistoriker*innen, die mitarbeiten wollen, geht es hier zur Anmeldung.

Kategorien
Ausstellungen

Interaktion als Hauptmerkmal digitaler Kunst im ZKM in Karlsruhe

„Critical Zones. Horizonte einer neuen Erdpolitik“ ist der Titel einer virtuellen Kunstausstellung des Zentrums für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe. Sie begleitet eine analoge Ausstellung gleichen Titels, die letzten Sommer eröffnet wurde (24. Juli 2020) und bis zum 8. August 2021 dauert. Sie beschäftigt sich mit dem kritischen Zustand der Erde und ist eine interaktive Plattform für Besucher*innen aller Alterskategorien, die Kunst zu diesem Thema erfahren und gestalten wollen.

Die in vier Sektionen gegliederte Ausstellung – Critical Zone Observatories (CZO), Ghost Acreages, We live inside Gaia und Becoming Terrestrial – kann am leichtesten über einen subjektiven Parcours besichtigt werden. Durch einfaches Scrollen begegnet man den Kunstwerken auf (oder auch außerhalb) der Plattform, die dem gewählten Zugang – Metamorphose, Symbiose, Kontamination oder anderer Weg mit Alternative Kartografie, Politik der Pflanzen und Sensoren – entsprechen. Damit hinterlässt man in der digitalen Ausstellung eine eigene Spur wie ein Palimpsest, der wieder abrufbar ist, den man weiter verändern und ergänzen kann.

Mit einer Abfolge von Zitaten – die zum Nachdenken über den Zustand der Erde einladen – und Eingangsbilder von digitaler und multimedialer Kunst kann die kritische Zone nach selbst erwählten Kriterien des jeweiligen Besucher*in betreten, erforscht und teilweise verändert werden. In einer Installation von Sarah Sze beispielsweise, „Flash Point“ (Timekeeper) von 2018, wird der/die Betrachter*in von einem Kunstwerk umgeben, wenn er sich ihm nähert. Zahlreiche Bildschirme und Kameras machen es möglich, dass der/die Besucher*in in das Kunstwerk einbezogen, teils aufgenommen und weiter projiziert wird.

Zu der Bedrohung der Korallen hat Petra Maitz eine Installation aus gestrickten und ghäckelten Formationen unter dem Titel „Lady Musgrave Reef“ von 2007 ausgestellt. Virtuell kann man diese Landschaft mittels einer Videoaufnahme folgen und die Natur in dieser Form handwerklicher Interpretation doppelt bewundern. Neben dieser traditionellen Darstellungsform gibt es aber auch digitale Formate.

Man kann zum Beispiel einen digitalen Raum betreten, durchwandern und – wenn man nicht aufpasst – mit einem saftigen Knirschen von Insekten oder anderen kleinen Lebewesen verspeist werden. „The Swamp Game“, 2020 von Nomeda & Gediminas Urbonas, mit Nikola Bojic, Kristupas Sabolius und Indre Umbrasaite (mit Climate Visions) führt in diesen Raum, der einem Moor nachempfunden wurde. Ziel ist es auch gegessen zu werden und so als Mikroorganismus in den natürlichen Kreislauf zu treten.

Eine „Glossolalia“ von Bettina Korintenberg, Rachel Libeskind, Robert Preusse und Stefanie Rau macht die Neugierigen mit den wichtigsten Termini des weit gefassten Themas vertraut. Die Abfolge von Begriffen wird als Grundlage einer neuen Sprache verstanden, die es zu erwerben gilt, um im Sinne der Erhaltung der Erde gemeinsam zu kommunizieren und zu handeln. Es erweitert das Sprachvermögen und somit auch den Horizont des/der Besucher*in über die Begriffe wie „Earthbound“, „Fragility“ oder auch „Life-form“ zu streifen.

Eines der kunsthistorisch interessantesten Kunstwerke ist vielleicht „Cloud Studies“ von Forensic Architecture, 2020. Betritt man das Kunstwerk, so sieht man Videoaufnahmen von Wolkenformationen verschiedenen Ursprungs: Zement-, Phosphor-, Glyphosat- u.a. Wolken mit sehr genauen Beschreibungen und Ton-Bild-Dokumentationen zu den aktuellen Konfliktherden auf der Erde. Unter den Wasserwolken findet man die Erklärungen über die Darstellung von Wolken von John Ruskin von 1865 „Modern Painters“ mit Abbildungen der Werke William Turners sowie Berichte über die Flüchtlingskrise der letzten Jahre im Mittelmeerraum.

Es ist möglich, die Lektüre des Buches von Ruskin mit dem zeitgenössischen Bericht zusammen zu hören und auch die Präsentation alter Bilder mit Neuaufnahmen sind in einer Art Collage präsentiert. Ein Programm über die aktuellen Ausstellungen zum Thema wird eingeblendet und eine genaue Auflistung von Ereignissen auf der Erde in Verbindung mit dem Thema zur Verfügung gestellt. Die bedrohliche Entwicklung der Erde wird anhand dieses Beispiels sehr genau deutlich.

Ähnlich wie im hier vorgstellten „Debatorial“ des Zeppelin-Museums in Friedrichshafen werden auch in der virtuellen Ausstellung des ZKM in Karlsruhe aktuelle Ereignisse aufgegriffen und verarbeitet. Die Kunst die an der Schnittstelle von politischen Medienberichten, (natur-)wissenschaftlichen Analysen, genauer Archivarbeit und Dokumentation entsteht, kennt keine Grenzen der visuellen Verarbeitung und Vermittlung von umweltrelevanten Inhalten. Es handelt sich meistens um eine Interferenz verschiedener digitaler Formate und Ausdrucksmittel, die primär auf eine Beteiligung der Besucher*innen zielen.

Hier geht es zur „Kritischen Zone“ des ZKM Karlsruhe: https://critical-zones.zkm.de/#!/

Kategorien
Influencer*innen Trendsetter*in

Trendsetter*innen und Influencer*innen gelingt Kunstvermittlung digital

Sucht man heutzutage im Internet nach Maßstäben in beliebigen Bereichen des Alltags, findet man recht schnell die Begriffe „Influencer“ und „Trendsetter“. Während Trendsetter als jemand beschrieben wird, der „etwas Bestimmtes allgemein in Mode bringt“ beziehungsweise „einen Trend auslöst“, ist der Begriff „Influencer“ strenger an die Vermarktungsqualität gebunden. „Influencer“ werden – laut Wikipedia – „seit den 2000er Jahren Personen bezeichnet, die aufgrund ihrer starken Präsenz und ihres hohen Ansehens in sozialen Netzwerken als Träger für Werbung und Vermarktung in Frage kommen.“

Sieht man von dem Gewinn für die Wirtschaft (vorläufig) ab, sind Museen und Kulturinstitutionen auf dem besten Weg dahin, dank kunsthistorischer Influencer*innen zu Trendsetter der digitalen Welt zu werden. Sicher sind die Vorläufer dieser Eigenschaft in der analogen Welt zu finden. Durch ständige oder regelmäßige Ausstellungen gelingt es Museen – wie kaum anderer Institutionen – seit je her, Themen für kulturelle oder gesellschaftliche Diskussionen zu stellen und sogar langfristige Trends zu setzen und Wandlungsprozesse in Kunst, Kultur und Gesellschaft zu bewirken und/oder zu begleiten.

Hier ist Vieles zu nennen, doch nicht der richtige Ort für tiefere Analysen von Kunstepochen oder Entwicklungen einzelner Künstler. Es ist bekannt, dass die europäische Renaissance mit der Entdeckung und Begegnung der Künstler mit antiken Denkmäler einherging. Auch der Salon des Refusés 1863 in Paris ist ein bekanntes Ereignis der Kunstgeschichte. Schließlich jedoch nicht zuletzt sind die Aktionen von Künstlern der Dada-Bewegung tief in das Bewusstsein der europäischen Kunstwelt und zugleich der bürgerlichen Gesellschaft eingeschrieben.

Seien es nun die Bibliotheken des Mittelalters, die Kunstsammlungen italienischer Mäzene, die Kuriositätenkammern barocker Fürsten oder schlicht die Bildergalerien der Neuzeit, immer waren die Kunstwerke von Museen oder von ihren Vorläufern in der Lage, Betrachter zu beeinflußen, Wandlungsprozesse in Gang zu setzen und natürlich Trends zu bestimmen. In der digitalen Welt schienen die meisten Museen bislang, diese wichtige Rolle zu vernachlässigen oder in den Hintergrund zu drängen. Nur wenige wurden hierzulande – wie das Städel Museum in Frankfurt am Main – ihrer Berufung gerecht und gestalteten mit den Besuchern den digitalen Raum.

Nun scheint aber die Monacensia im Hildebrandhaus in München Bogenhausen diese Hürde so genommen zu haben, dass sie für weitere Kulturinstitutionen als Beispiel gelten kann. Mit einem kooperativen Forschungsprojekt zum Kulturerbe gelang es Anke Buettner (seit 2019 Leiterin des Hauses) Ende des vergangenen Jahres eine Kernaufgabe von Museen und Archive – zu erinnern – in den Mittelpunkt der Arbeit und der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit zu rücken. „Mit einem auf fünf Jahre angelegten kooperativen Forschungs- und Vermittlungsprojekt nimmt die Monacensia im Hildebrandhaus Lücken im literarischen Gedächtnis der Stadt in den Blick“, heißt es auf der Internetseite der Münchner Stadtbibliothek.

„Gleichzeitig erprobt sie neue Formen der Erinnerungskultur und der Kulturvermittlung“, steht es weiter im Text. Diesem Vorhaben wurde die Institution schon mit einem ungewöhnlichen Projektauftakt gerecht. Mit einer Blogparade „Frauen und Erinnerungskultur / #femaleheritage“, die am 11. November 2020 unter der Federführung von Dr. Tanja Praske startete, ging „ein Aufruf zur Vernetzung und zum Dialog über Texte und Lebensentwürfe von Frauen, über das Thema Gender und Parität im kulturellen Gedächtnis.“

Den Akteuren in Kunst- und Kulturbereich ist Tanja Praske wegen dem Blog „Kultur Museum Talk. Kunst, Kultur & Social Media“ und ihrer starken Präsenz in den sozialen Medien, in denen sie für die Sache der Kunst und Kultur plädiert, schon seit mehreren Jahren ein bekanntes Gesicht. Ihren Aufrufen zu Blog-Paraden sind seit 2013 von Jahr zu Jahr immer mehr Kultur-Bloggende gefolgt und haben ein breites Publikum im Netz erreicht. Es ist somit nicht verkehrt, sie als Influencerin zu bezeichnen, die ein ursprünglich zaghaftes und gebrechliches Kunstvermittlungskonzept über die sozialen Medien zum Erfolg für die Kunst- und Kulturdebatte im Land gebracht hat.

Im Falle des Aufrufs #femaleheritage der Monacensia sind in einer relativ kurzen Zeitspanne (vom 11. November bis 09. Dezember 2020) über 150 Blogbeiträge veröffentlicht worden, in denen an eine oder an mehreren Frauen vorwiegend aus der Geschichte der Kunst und Kultur erinnert wird, die eine wichtige, bisher totgeschwiegene Rolle gespielt haben. Doch, wie Anke Buettner unter #femaleheritage schreibt: „Es ist nicht die schiere Zahl der Beiträge zur Blogparade ‚Frauen und Erinnerungskultur‘, die uns so beeindruckt. Es ist der Fakt, dass uns ein partizipatives Projekt mit großteils unbekannten Menschen hautpsächlich im deutschsprachigen Raum gelungen ist.“

Hier geht es zur Blogparade #femaleheritage: https://blog.muenchner-stadtbibliothek.de/frauen-und-erinnerungskultur-blogparade-femaleheritage/

Hier geht es zum Blog und zum Social-Media-Profil von Dr. Tanja Praske: https://www.tanjapraske.de

Hier geht es zum Echo von Sabine Buchwald in der SZ vom 27. Januar 2021: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/monacensia-spuren-von-kuenstlerinnen-und-kaempferinnen-1.5187217

Kategorien
Autor*innen

Kulturtussi: Der Blog der Kunsthistorikerin Anke von Heyl über Kunst

Wer im Internet nach Texten zur Kunst sucht, wird früher oder später auf den Blog „Kulturtussi“ der Kunsthistorikerin Anke von Heyl aufmerksam werden. Es lohnt sich, den Blog aufzuschlagen und eine Weile damit zu verbringen, denn auf der übersichtlichen Eingangsseite sind lediglich die aktuellsten Beiträge zu lesen. Hinter der seitlich platzierten Schlagwortwolke verbirgt sich aber eine kunstvermittelnde Arbeit im digitalen Raum von über fünfzehn Jahren.

Die gut recherchierten Texte, die zu verschiedenen Kulturereignissen geschrieben sind, enthalten kurze Geschichten und Überraschungen in Form von kleinen Videos, Podcasts oder einfach nur weiterführende Links zu mehr Informationen. Viele bringen – nach einem bewährten Rezept kunsthistorischer Literatur – Text und Bild zusammen und entfalten wahre Reisen in die geheimnisvollen Welten der Kunst. Es ist ein Genuß, die kürzeren oder längeren Wortbeiträge lesend zu erfahren und jedes Mal kann man dabei einiges lernen.

Selbst wenn die Ereignisse längst Vergangenheit sind, haben die Beiträge den bleibenden Charakter von Chroniken und es ist davon auszugehen, dass sie die Erfahrung von Kunst und Kultur in den letzten Jahren beeinflusst haben. Es sind – die regen Kommentare belegen das – dank dieser digitalen Kunstvermittlung sicherlich mehr Menschen für Kunst sensibilisiert worden, als man das durch die analoge Form erreicht hätte. Ein richtiges Verhältnis zwischen qualitätvollen Texten und spannenden Geschichten bewahrt die Besucher der Internetseite vor Langeweile und/oder inhaltliche Leere.

Das digitale Angebot der kunsthistorischen Autorin Anke von Heyl ist auf sachkundige Einblicke in die Welt der Kunst zentriert. Ihre Sicht der Dinge erweitert die Erfahrung der Leser*innen und gibt Instrumente zur Hand, die man bei anderen analogen oder digitalen Treffen mit Kunst und Kultur anwenden kann.

Hier geht es zum Blog: https://www.kulturtussi.de

Kategorien
Agenturen

Romanik in Köln

Ausgehend von einer App über romanischen Kirchen in Köln habe ich in den letzten zwei Jahren Kölns zwölf romanische Kirchen besucht und fotografiert. Daraus sind dann Collagen entstanden, die ich analog aus den Fotos erstellt habe. Diese Collagen habe ich teilweise auf meinem fb-Konto veröffentlicht und seit Kurzem auch Briefmarken daraus drucken lassen.

Die App mit den zwölf romanischen Kirchen in Köln ist eine Produktion der Agentur für digitale Kulturkommunikation „Pausanio“ in Köln, die von dem Kunsthistoriker Prof.Dr. Holger Simon geführt wird: https://pausanio.com/projekt/12-romanische-kirchen/ Der Name ist die lateinische Form des griechischen Namens Pausanias „der Perieget“ (um 115 – um 180), ein Autor der die „Beschreibung Griechendlands“ in zehn Büchern verfasste. Er ist einer der ältesten Schriftsteller in der Geschichte der europäischen Reiseliteratur und einer, dessen Werk überliefert wurde.

Der Audioguide ist umfangreicher und genauer als die Collagen. Neben der Erörterung der architektonischen Merkmale der Romanik, gibt es Angaben zur Baugeschichte der jeweiligen Denkmäler. Der Auftrag an die Agentur ging von dem Förderverein Romanische Kirchen Köln e.V. aus.

In den Collagen habe ich mich darauf beschränkt, die Architektur und die Umgebung dieser zwölf Kirchen zu eigenen Kompositionen zusammenzustellen, in denen die betreffende Kirche zu erkennen ist. Erinnerung ist nicht linear und oft nur bruchstückhaft. Die Collage folgt in der Technik diesem Prinzip der Erinnerung und fügt zusammen Teile der Wirklichkeit, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.

Die Agentur Pausanio hat als Souvenir Postkarten mit der App entworfen, die man als Gruß aus Köln verschicken kann. Es sind bleibende Eindrücke, die man von den zwölf Orten in Köln mitnimmt, wenn man sie in Begleitung der App besucht. Mit passenden Briefmarken nach den geschossenen Fotos, erinnert man längere Zeit danach an diese wie immer einmalige Reise.