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In Erwartung wichtiger Treffen im digitalen Raum, nicht verpassen (III.)

Nachdem die internationale Online-Konferenz des Wiener Belvederemuseums „Das Kunstmuseum im digitalen Zeitalter“ (vom 17. zum 21. Januar 2022) erfolgreich – siehe #belvederemuseum und #digitalmuseum – zu Ende gegangen ist, fiebert die Community der Kunsthistoriker*innen den nächsten virtuellen Ereignissen entgegen.  In Erwartung der angekündigten Keynotes auf der Internetseite des Museums für all jene, die das Treffen verpasst haben oder nachhören wollen, bereitet man sich auf Twitter schon auf die nächsten Hashtags – wie #AgileKultur,  #neueRelevanz, #museenderzukunft und #kupoge2022, außerdem auf die Veranstaltungen #dhd2022 und #arthistoCamp beziehungsweise #kht2022 im März 2022 vor.

 

Am Donnerstag, den 10. Februar 2022 von 16:00 h bis 18:00 h findet die digitale Release-Veranstaltung zum jüngst erschienen Sammelband „Die Museen der Zukunft. Trends und Herausforderungen eines innovationsorientierten Kulturmanagements“ statt. Zur Veranstaltung laden die Organisatoren – der Landesverband der Museen zu Berlin (@lmb_berlin), die Kulturpolitischen Gesellschaft e.V. (@kupoge) und das Netzwerk „Agile Kultur“(@agilekultur) unter diesem Link ein, eine erste Rezension schrieb bereits am 5. Januar @kulturtussi in dem bekannten Blog ankevonheyl.de unter der Kategorie „Digitalisierung“. Ende Januar 2022 waren – wie hier von @Zukunftsmelder berichtet – bereits 400 Teilnehmer angemeldet, die das Treffen mit dem Herausgeber, Henning Mohr, den Autor*innen (darunter Patrick S. Föhl, Anna Greve, Daniel Neugebauer und Ivana Scharf) und dem Moderator @MZierold erwarten.

 

Keine fünf Tage später, am Valentinstag, Montag, den 14. Februar 2022, von 18:30 h bis 20:00 h, treffen die Autor*innen und Herausgeber*innen des ersten Bandes – „Agilität in der Kultur“ – der dreiteiligen Publikationsreihe – „Kultur in Bewegung. Agilität – Digitalität – Diversität“ – zu einer Diskussionsveranstaltung im Internet zusammen. Die Neuerscheinung der LWL-Kultur (Kulturnetz des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe) wurde zusammen mit der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V. und dem Netzwerk Agile Kultur veröffentlicht, von der LWL-Kulturstiftung gefördert und kann kostenlos als PDF heruntergeladen werden. Neben dem Programm der relativ kurzen Release-Veranstaltung „Agile Kultur“ gibt es auch den Button zur Anmeldung hier.

 

Vom 7. zum 11. März 2022 findet unter der Überschrift „Kulturen des digitalen Gedächtnisses“ online die 8. Jahrestagung des Verbands „Digital Humanities im deutschsprachigen Raum“ statt, ausgerichtet von @unipotsdam und @fhpotsdam mit @dh_potsdam. Vor einem Jahr als Präsenzveranstaltung angekündigt, findet das Treffen pademiebedingt doch ausschließlich virtuell statt. Die Anmeldung zur @Dhd2022 kann hier vorgenommen werden, das Programm mit allen Workshops, Vorträgen, Panels und Posters befindet sich hier. Neben vielen Sitzungen zu digitalen Archiv- und Kunstsammlungen weise ich auf den Donnerstag, den 10. März, hin,  wenn der Vormittag unter anderem der digitalen Kunstgeschichte, speziell für die Vorstellung der und Diskussion zur Suchmaschine iART reserviert ist.

 

Der XXXVI. Kunsthistorikertag wurde auf Twitter von @wpippich recht verhalten angekündigt, doch darf der Sachverhalt nicht über die Reichweite der Veranstaltung hinwegtäuschen. Unter dem Titel „Form Fragen“ wird er zwischen dem 23. und dem 27. März mit wie üblich reichem Angebot analog in Stuttgart stattfinden. Der Arbeitskreis Digitale Kunstgeschichte (#DigitaleKunstgeschichte), der am 2. Februar 2022 sein 10jähriges Jubiläum feierte, organisiert am Dienstag, den 22. März 2022 von 10:00 h bis 16:00 h einen #arthistoCamp als virtuelle Vorkonferenz zur Tagung. Über den Ticketshop des #kht2022 kann man sich in Kürze dafür kostenlos anmelden. Das Treffen mit dem dazugehörigem Hashtag wurde Anfang Februar bei Twitter von Harald Klinke signalisiert.

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DigAMus-Award 2021: Die Podcasts (II)

Eine der inhaltlich und formal besten Podcast-Folge des diesjährigen DigAMus-Award ist zweifelsfrei jene der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, der Alten und Neuen Pinakothek in der Reihe „Think & Talk“. Sie ist auf der Seite der Pinakotheken sehr einfach über die entsprechende Zeile am linken Rand zu finden. Die Podcasts erscheinen dann sehr übersichtlich auf der gleichnamigen Seite der Reihe und sind übrigens auch auf Apple Podcast, Spotify und Deezer abrufbar. Die Episoden sind unterschiedlich lang (zwischen fünf und zehn Minuten) und widmen sich jeweils einem Kunstwerk oder einem Aspekt in wenigen Gemälden. Die technische Qualität ist ausgezeichnet, was bei den zum Preis eingereichten Beiträgen leider nicht immer der Fall ist.

 

Mit einem Videopodcast über 33 Folgen bewarb sich das Richard-Wagner-Museum in Bayreuth mit dem „Coronamuseum“, ein digitales Angebot des Hauses seit Frühjahr 2020. Darin werden ausgewählte Exponate und Räume des Museums vorgestellt. Eine weitere Folge reichte der Museumsdirektor Dr. Sven Friedrich zu der Sonderausstellung „rosalie und wagner. licht – mythos – material“ nach. Die Episoden des Videopodcasts sind fünf bis zehn Minuten lang und auf facebook eingebettet. Über die Seite, die das Museum Richard Wagner einleitet, können die Folgen abgerufen, gesehen und gehört werden.

 

Den Podcast „UNSERE MeeresWELTEN“ erstellte das Deutsche Meeresmuseum Stralsund, das über die Seite der Stiftung Deutsches Meeresmuseum erreichbar ist. Darin plaudern Luise und Ria in Episoden bis zu 10 Minuten zu verschiedenen Exponaten der Dauerausstellung an den vier Standorten des Museums: Meeresmuseum, Ozeaneum, Natureum, Nautineum. Es geht um Nachwuchs im Meer, um tierische Täuschungsmanöver, um Erfindungen und Liebschaften der Meeresbewohner. Kurze Texte und Bilder auf der Webseite leiten zu den akustischen Folgen des Podcast.

 

Das Georg Kolbe Museum in Berlin reichte eines der schönsten Podcasts unter der Titel „Die absoluten Täzerinnen“. Die Podcastfolge ist als Begleitung zur Ausstellung „Der absolute Tanz“ entstanden und hat elf Episoden für jeweils elf Tänzerinnen aus der Weimarer Republik. Das gesamte Museumsteam war Autor bei der Ausarbeitung der Folgen, die um die 15 Minuten dauern. Sicher fehlen bei diesem Podcast die Bilder fast schmerzlich, doch gibt es mit sehr guten Beschreibungen während des Ablaufs der Epidsode und mit der musikalischen Untermalung einen Ausgleich. Die Podcastfolgen kann man über die Webseite des Museums abrufen unter dem Titel der Ausstellung in der Rückschau.

 

Das Badische Landesmuseum in Karlsruhe hat an dem Award 2021 mit einem Podcast „Is ja’n Ding! Geschichten für Kinder“ teilgenommen. Er ist Teil der Reihe „KiMO – Kinder im Museum Online“ und von der Seite des Museums unter dem Menüpunkt „Museum digital“ erreichbar. Gewinnend auch für Erwachsene ist die Idee, Exponate aus dem Museum sprechen zu lassen. Manche stellen sich ausführlich vor, andere sind miteinander im Gespräch, man hat nach einer Zeit den Eindruck, dass sich in dem Museum alles bewegt, alles ein Leben hat.

 

Ein Podcast ohne Webseite ist über die Seite podigee.io unter dem Namen hoesch150 zu finden. Ein Podcast zum Jubiläum der Westfalenhütte Dortmund von den Journalisten Kay Bandermann und Till Krause entworfen worden. Es geht um das Unternehmen „Hoesch“, ein Stahlkonzern, das nicht mehr existiert, die Stadt aber sehr geprägt hat. Die Folgen sind rund eine Stunde lang, haben eine gute akustische Qualität und es gibt die Option, sie zu abonnieren und zu kommentieren, d.h. in Interaktion mit den Autoren zu treten. Die ehemaligen Arbeiter*innen kommen zu Wort und die vielseitige Geschichte des Konzerns wird scheinbar mit Leichtigkeit aufgerollt.

 

Der Gewinner des diesjährigen DigAMus-Awards war der Podcast „Der Äthiopische Mantel“ der Meraner Villa Freischütz. Er entstand als Begleitung zur gleichnamigen Ausstellung in diesem Euregio-Museumsjahr und ist über die Internetseite des Museums zu hören und zu lesen. Zu dem 35minütigen Hörspiel gibt es ein Transkript (dessen Übersetzung in mehreren Sprachen angekündigt wurde) und nicht nur der Mantel sondern auch seine koloniale Geschichte und seine Erschließung hat etwas von einer spannenden Bühnenaufführung. Es ist auch deshalb nicht verwunderlich, dass der Beitrag von der Jury des DigAMus-Awards mit einem Preis in der Kategorie „Podcast“ ausgezeichnet wurde.

 

Der letzte Beitrag auf der Liste des Awards war in diesem Jahr ein Podcast zur Stadtgeschichte Stuttgarts, der von der Webseite des Stadt Palais Stuttgart (Mediathek) erreichbar ist. Die Historiker Prof. Wolfram Pyta von der Universität Stuttgart und Dr. Torben Giese, Direktor des Stadt Palais‘ sprechen mit Gästen in rund 50minütigen Episoden über die Geschichte der Stadt von der Vor- und Frühgeschichte bis zur Gegenwart. Der Besuch der Dauerausstellung gleichen Namens im Museum ist nach diesen Hörproben fast ein Muss für jeden Besucher der Stadt.

 

Die Einreichungen beim DigAMus-Award 2021 zeigen bei weitem nicht die ganze Palette auf, der Podcasts, die Museen während der Corona-Zeit erarbeitet haben. Es gibt sicherlich noch viele interessante Beispiele in den Museen, die kandidiert, wie in jenen, die sich in diesem Jahr nicht angemeldet haben. Das schönste daran ist die Vielfalt der Formate, die auf jede Geschichte und auf jede Sammlung anders zugeschnitten sind. Das größte Problem ist, wie mir jetzt scheint, diese Angebote im Internet zu finden. Wenn man von den Kunst- und Kultur-Podcasts nicht weiß, sind sie in vielen Fällen für potentielle Nutzer leider unsichtbar.

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DigAMus-Award 2021: Die Podcasts (I)

Eines der digitalen Formate, das während der Corona-Zeit im Museumsbereich Kunstvermittlung eindeutig gewonnen haben, ist der Podcast. Angefangen hat er als geeignetes Mittel zur Verbreitung von Musik in sozialen Medien und hat sich danach in allen Bereichen von Bild- und Wortbeiträgen entwickelt. Für viele Kulturinstitutionen wurde er dank seiner journalistisch flexiblen Form aufgenommen und weiterentwickelt. Der Podcast kann verschiedene Arten von Feature, Interview, Bericht u.a.m. erfahren und mit Videoaufnahmen und Illustrationen angereichert werden. Er kann auch vielfach in der Zeit gestaltet werden und ist leicht über Internet-Plattformen zu verbreiten. Die technischen Voraussetzungen zur Herstellung eines Podcasts sind leicht zu erlernen und mit einfacher und günstigen Freeware zu handhaben.

 

Das alles hat dazu geführt, dass im Kulturbereich sehr viele Podcasts produziert werden und einige von Ihnen auch den Weg zum DigAMus-Award 2021 (Kategorie 5) gefunden haben. Ein Überblick könnte dazu dienen, sich einen Eindruck von der Vielfalt des Mediums und seiner Reichweite zu machen. Es werden hier der Form halber allein jene Einreichungen besprochen, die für die Sparte „Podcast“ kandidiert haben, obwohl damit das Angebot von Museen und Kulturinstitutionen nicht erschöpft wird. Bewerber in anderen Kategorien des DigAMus-Awards 2021 haben ebenfalls Podcasts erstellt, jedoch nicht damit, sondern primär mit anderen Formaten am Wettbewerb teilgenommen. Trotzdem lohnt es sich auch über diese Zusammenfassung hinaus, die Beiträge auf der Seite des jungen Museums-Preises aufzurufen und jene hybriden Formate einzusehen, die im letzten Jahr erarbeitet wurden und in denen der Podcast eine zwar untergeordnete jedoch wichtige Rolle einnimmt.

 

Das Museum für Kommunikation in Nürnberg hat in diesem Jahr einen Podcast über das Volontariat im Museum eingereicht. Der Podcast „VoloMuPo“ ist „ein Podcast zum Informieren, Vernetzen und Austauschen von Volontär*innen, Interessierte u.a.“, der von der Museumsstiftung Post und Telekommunikation finanziert wurde. Die zehn Episoden sind über die Webseite des Museums, unter „Digitales Museum“ abrufbar. Sie bestehen in Diskussionen mit Gästen von Museen bundesweit und dauern jeweils über eine Stunde, wobei der Ablauf der Sitzungen auch schriftlich fixiert ist.

 

Das internetaffine Museum Burg Posterstein in Thüringen bewarb sich diesmal mit einem Geschichts-Podcast mit dem Titel „LeseZEIT“, eigentlich eine Reihe von Blog- und Podcast-Beiträgen mit kleineren Erzählungen aus der Geschichte des Hauses. Die bislang fünf Folgen sind diskret am Anfang und am Ende musikalisch untermalt und werden durch Bilder und Texte im Blog „Geschichte & Geschichten“ ergänzt. Der Zugang zu den kurzen, 15- bis 20-minütigen Podcast-Episoden ist leicht über die Blogseite des Museums unter dem Menüpunkt „LeseZEIT“ zu finden.

 

Eine andere Kulturinstitution mit Museumsformat aus Thürigen – die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße in Erfurt (ehemalige Stasi-Untersuchungshaftanstalt) – reichte einen Podcast in sieben Folgen ein, der als „Funkturm der Freiheit“ gefeiert wurde. Der Podcast mit dem Titel „Horchpost DDR“ umfasst die Zeit des Umbruchs im Jahr 1989 (mit Vorboten in den 1980er Jahren), wobei in jeweils 15 Minuten verschiedene Zeitzeugen zu Wort kommen. Die Gedenkstätte mit ihrem digitalen Angebot kann über die Seite der Stiftung Ettersberg für europäische Diktaturforschung und Aufarbeitung der SED-Diktatur erreicht werden. Der Podcast ist über die Webseite der Gedenkstätte unter Menüpunkt „Extras“ und auf der Internetseite von Spotify abrufbar.

 

Das sehr heterogene Museum Reinheim in Hessen „… zu Gast in der Vergangenheit“ hat eine Podcastserie mit Themen aus der Geschichte des Ortes, Vorstellung von Mitarbeitern und Ausstellungsbegleitung vorgeschlagen. Die Reihe mit Beiträgen von rund 10 Minuten begann am diesjährigen Museumstag mit einem Podcast zu jüdischem Leben in Reinheim. Am 9. November 2021 greift das kleine Museum das Thema wieder auf und veranstaltet einen Rundgang auf den Spuren jüdischen Lebens in dem hessischen Ort. Die Podcasts sind auf der Seite des Museums in dem gleichnamigen Kapitel zu hören.

 

Der Podcast, den das Jüdische Museum in München zum DigAMus-Award 2021 eingereicht hat, ist ein Storytelling-Podcast in vier Episoden à 15 Minuten über den Forscher, Journalisten, Bibliothekaren und politischen Aktivisten Mordechai W. Bernstein. Mit einer ausgezeichneten Hörqualität wurde der Podcast als Begleitung der Ausstellung „‚Was gibt’s?‘ Im Labyrinth der Zeiten. Mit Mordechai W. Bernstein durch 1700 Jahre deutsch-jüdischer Geschichte“ gedacht. Der Podcast unter dem Titel „Die Reise“ ist in vier Teilen – „Eine Welt in Bewegung“, „Gehen oder bleiben?“, „Im Land der Täter“ und „Zurück in die Zukunft“ – unterteilt und auch von der Internetseite der Ausstellung (bis 13. Februar 2022) abrufbar.

 

Fortsetzung folgt.

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Aktuell: DigAMus-Award 2021 – digitale Angebote von Museen zwischen Natur und Kultur

Knapp zehn Tage ist es her, dass die Gewinner des diesjährigen DigAMus-Award bekannt gegeben wurden. Die zwei Jahre junge Auszeichnung ist für die digitalen Angebote von Museen im Internet wichtig und sie beherrscht mit ihrem Ablauf – Einreichung nach Kategorien, Einbeziehung des Publikums für einen gesonderten Preis, Auswahl der Short-List, Verleihung der Awards – einige Monate lang das Leben der (vorerst nur deutschsprachigen) Museen. Newsletter von Kulturagenturen, Wortmeldungen in den sozialen Medien, Blogbeiträge von Kunst- und Kulturakteuren begleiten konstant dieses Ereignis von seinen Anfängen (im Spätsommer) bis zum Höhepunkt und Ausklang (im Herbst). Das Echo des DigAMus-Award klingt auch danach nicht ab – obwohl es ein wenig abnimmt -, weil die digitalen Beiträge der Museen immer und von überall aus das ganze Jahr über auf der Seite des – im Bereich digitale Kulturvermittlung – jetzt schon rennomierten Preises einsehbar sind.

 

Der Preis wurde in fünf Kategorien – Apps & Games, Hybrides Angebot, Webseite oder Online-Ausstellung, Social-Media-Aktionen, Podcasts – verliehen, hinzu kamen noch drei Sonderpreise – Sonderpreis Kleines Budget, Sonderpreis Inklusion & Interaktion und Publikumspreis. Fast alle preisgekrönten Einreichungen thematisieren – im Gleichtakt mit der alles beherrschenden Debatte in Politik und Gesellschaft -, direkt oder indirekt Mensch und Natur in ihrer Vergänglichkeit und der damit zusammenhängenden Verwandlung. Dabei widmen sich manche Beiträge – wie die Social-Media-Aktion des Museums Burg Posterstein in Thüringen #Garteneinsichten oder die App des Neanderthal-Museums in Mettmann „Neanderthal: Memories“ – ganz dem Thema Leben in der Natur, während andere – wie das Neu-Ulmer „Edwin-Scharff-Museum“ mit der Ausstellung „Architektierisch“ und/oder das Staatliche Museum für Archäologie in Chemnitz (smac) mit dem inklusiven Angebot „Die Stadt. Zwischen Skyline und Latrine“ – das Zusammenwirken von Natur und Kultur in den Vordergrund stellen. Selbst der äthiopische Mantel, der von dem Museum Villa Freischütz in Meran in einem Podcast gewürdigt wurde, spricht durch Farbgebung und Dekor, implizit über die Natur entfernter Regionen und vergangener Zeiten. Sicher steht aber bei diesem Exponat – wie auch bei dem Beitrag des Züricher „Johann-Jacobs-Museums“, der in der Sparte Apps & Games ausgezeichnet wurde, „uiivit. Dinge von gestern. Heute verstehen.“ – das zweite aktuelle Thema der heutigen Kulturszene Europas, der Kolonialismus, im Vordergrund.

 

Wie eine Zusammenfassung dieser Mensch-Natur-Problematik wirkt bei dieser Auswahl die, in der dritten Kategorie mit Preis versehene Online-Ausstellung „Ich hasse die Natur“ der Klassik Stiftung Weimar. Als Ergänzung zu der gleichnamigen, analogen Ausstellung im Schiller-Museum gedacht, bleibt sie nun im digitalen Raum ein Echo des Jahresthemas 2021 „Neue Natur“, wobei der in Anlehnung an Thomas Bernhard entstandene Titel „‚Ich hasse die Natur!‘ Mensch – Natur – Zukunft“ die Ziele der Ausstellungsmacher*innen benennt. Keine Harmonie wird also vorgetäuscht, sondern ganz aktuell und provozierend der Tod in den Mittelpunkt gestellt. Es wird das Verhältnis zwischen Mensch und Natur als Kräftemessen in drei, mit Musik von Ekkehard Ehlers untermalten Kapiteln gezeigt.

 

Das erste Kapitel „Killing us softly (Weiterleben)“ zeigt die menschliche Vergänglichkeit anhand von Krankheit, Seuchen und Tod. Die Natur scheint mit ihrer Kraft über die Menschen zu bestimmen,  die ihr ein religös geprägtes Weltbild und den damit verbundenen Glauben von einem Leben nach dem Tod entgegenstellt. Totenmasken, realistische Krankheitsbilder und Requisiten des Alters beleben dabei visuell die schriftlichen Ausführungen. Im zweiten Kapitel „Destroy (Zerstörung)“ scheinen Natur und Kultur in einem zerstörerischen Kampf zu liegen, aus dem es kein Entkommen gibt. Bilder der Vergangenheit, aber auch Arbeiten moderner Kunst illustrieren einerseits die Zerstörung der Natur durch Menschen und, andererseits die Wiederkehr der Natur im ehemaligen, menschlichen Lebensraum. Ergreifend sind hierbei die Fotos Flo Döhmers über den Verfall und über das Vergessen von beispielsweise Prypjat (bei Tschernobyl), aber auch die Arbeit „Library“ der amerikanischen Künstlerin Lori Nix, in der Bäume und Bücher ad litteram gegenüber gestellt werden und eine nostalgische Einheit in einem vorgestellten, hybriden Raum der Zukunft bilden.

 

Im dritten Kapitel der digitalen Ausstellung „A Reflexion (Panta rhei)“ werden schließlich drei Modelle der Zukunft angerissen. Im einen Modell wird ein Fortleben des jetzigen Anthropozäns, des konfliktbeladenen Zusammenspiels von Mensch und Natur imaginiert. Ein nächstes postuliert ein Zeitalter – Dendrozän -, in dem der Mensch verschwindet und die Natur die Oberhand gewinnt. Das letzte Szenario gilt dem Novozän, in dem weder Mensch noch Natur sondern eine künstliche Intelligenz die Welt erobert und beherrscht. Besucher des virtuellen Raums können am Ende einem Podcast mit dem Titel „Back to the Future“ folgen, in dessen Verlauf zwei Medienwissenschaftler von der Universität Bonn – PD Dr. Christoph Ernst und Prof.Dr. Jens Schröter – auf einige Fragen des Publikums antworten, über die verschiedenen, hier aufgezählten Zukunftsszenarien sprechen und zu weiterführenden Diskussionen anregen.